Die Unterbringung Geflüchteter stellt auch den Landkreis Vorpommern-Greifswald weiter vor Herausforderungen. Dabei erwägt der Landkreis auch den Neubau einer größeren Unterkunft ähnlich einer Containeranlage. Das sagte eine Landkreissprecherin am Donnerstag, auch die «Ostsee-Zeitung» hatte darüber berichtet. Demnach sagte Landrat Michael Sack (CDU), der Kreis habe bereits Angebote von Unternehmen bekommen. Es handele sich aber nicht um Container im klassischen Sinne, vielmehr erinnere die Konstruktion an ein Haus.
Für Donnerstag hatten er und der Greifswalder Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) zur Besichtigung einer neuen, geplanten Unterkunft in einem stillgelegten Hotel nach Greifswald eingeladen. Die ersten Bewohnerinnen und Bewohner sollen laut Landkreis hier Mitte März einziehen. Bis zu 136 Menschen sollen es werden. Das Gebäude soll zuvor noch ertüchtigt werden.
Unterdessen regt sich zunehmend Kritik an der Flüchtlingspolitik im Land. Die Lösung könne nicht sein, «immer neue Unterkünfte zu schaffen, Hotels anzumieten, Kasernen zu belegen, Turnhallen zu requirieren und Containerdörfer aus dem Boden zu stampfen», teilte AfD-Landessprecher Leif-Erik Holm mit. Er forderte schnellere Asylverfahren, deren Ergebnisse auch umgehend durchgesetzt werden.
Wann und wo in Vorpommern-Greifswald die angedachte Unterkunft errichtet werden soll, blieb am Donnerstag unklar. Laut «OZ» hat der Landkreis seine 138 Gemeinden bereits nach geeigneten Flächen gefragt. Einen Standort wollte Sack noch nicht nennen. Es müsse auf eine gute Anbindung an den öffentlichen Personenverkehr, eine gute Erreichbarkeit der Ämter, medizinische Versorgung und auch ein gutes Netz an Unterstützung geachtet werden. Bestehende Immobilien reichten nicht für die erwartete Zahl an Geflüchteten aus, argumentierte der Landrat. «Wir brauchen große Lösungen.»
Im Landkreis Nordwestmecklenburg entsteht eine Container-Flüchtlingsunterkunft mit 400 Plätzen im 500-Einwohner-Dorf Upahl. Das hatte für Proteste gesorgt, nachdem der Kreistag das kurzfristig entschieden hatte.
Der kommunalpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Marc Reinhardt, schloss sich der Forderung des Städte- und Gemeindetages MV an, dass das Land seine Erstaufnahme-Kapazitäten von jetzt 1700 auf 4700 Plätze wie im Jahr 2015 wieder hochfahren soll. «Es kann nicht so sein, dass das Land die steigenden Flüchtlingszahlen einfach nur an die Landkreise weitermeldet und nur in geringem Umfang eigene Plätze vorhält.» Die FDP im Landtag regte die Schaffung einer zentralen Ausländerbehörde wie in Nordrhein-Westfalen an. Diese solle Kommunen bei konsequenteren Abschiebungsverfahren unterstützen.
Derzeit sind laut Landkreis in Vorpommern-Greifswald rund 2900 ukrainische und 1542 Geflüchtete aus anderen Regionen untergebracht. 2023 seien bislang 96 Menschen gekommen, 15 in der laufenden Woche. Eine Prognose sei derzeit nicht möglich. «Die Lage ist sehr dynamisch.»