Werften-Insolvenz: Mehr Schatten als Licht

Seit der Insolvenz der Werften-Gruppe im Januar hat das Insolvenzverfahren einige Meilensteine genommen. Aus Sicht der Arbeitnehmervertreter bleibt jedoch noch viel Luft nach oben, soll der Schiffbau im Nordosten eine Zukunft haben.
Blick auf das Logo MV Werften Stralsund auf dem Gelände der ehemaligen MV Werften am Standort Stralsund. © Stefan Sauer/dpa

Fast ein Jahr nach der Insolvenz der MV-Werften-Gruppe im Januar 2022 sind die Arbeitnehmervertreter noch nicht zufrieden mit dem Erreichten. «Wenig Licht und viel Schatten. Das muss man leider so zur Kenntnis nehmen», sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, der Deutschen Presse-Agentur.

Trotz einer aus Sicht des Insolvenzverwalters recht erfolgreichen Käufersuche für die drei Werftstandorte in Wismar, Rostock und Stralsund sei in Sachen Arbeitsverträge noch wenig passiert. Von in der Spitze 3100 Beschäftigten bei den MV-Werften haben bisher gerade einmal 600 einen neuen Arbeitgeber gefunden, so die IG Metall. Zuletzt befanden sich noch 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der noch bis Ende Januar 2023 verlängerten Transfergesellschaft.

Größtes Sorgenkind bleibt dabei laut Friedrich Stralsund. Er habe das Gefühl, dass die Stadt kein industrielles Konzept habe. Stralsund hatte das Gelände erworben, um dort ein maritimes Gewerbegebiet zu entwickeln. Auch am Standort-Management fehle es. Aus Sicht der Gewerkschaft bleibt es bei Stückwerk, das nicht ineinandergreife.

Von früher einmal bis zu tausend Beschäftigten haben bisher gerade einmal 20 bis 30 einen neuen Arbeitsplatz am Standort gefunden. Vor allem bedauert die Gewerkschaft, dass keine Lösung für die Auszubildenden gefunden wurde. Deren Weiterbeschäftigung konnte in Wismar und Rostock gesichert werden.

Besser sieht es vor allem in Wismar aus, wo mit dem kürzlichen Verkauf des noch nicht fertiggestellten Kreuzfahrtschiffes «Global Dream» an den amerikanischen Disney-Konzern eine mittelfristige Beschäftigungsbrücke für bis zu 650 Menschen winkt. Auch hier fehlt jedoch noch die Gewissheit. Im Anschluss an den Fertigbau des Schiffs übernimmt der U-Boot-Bauer Thyssen-Krupp-Marine-Systems (TKMS) das Gelände.

In Rostock ist hingegen das Marinearsenal der Bundeswehr in die Warnemünder Werft eingezogen. Statt Schiffbau sollen hier in Zukunft die Schiffe der Marine instand gesetzt werden. Aus Sicht der IG Metall und auch der Landesregierung wäre jedoch noch mehr aus dem Gelände herrauszuholen. Der belgische Metallbauer Smulders ist daran interessiert, einen Teil der Werft zu pachten, um dort Offshore-Plattformen für die Windkraft-Industrie zu bauen.

Von 500 Arbeitsplätzen direkt in der Produktion und 500 in den Zulieferbetrieben ist die Rede. Doch die Marine prüft bisher weiter eine Eigennutzung. Wie diese ausgeht, ist bis dato ungewiss.

Friedrich fasst zusammen: «Das Licht ist: Wir haben überall Perspektiven geschaffen. Wir haben da auch - finde ich - viel gemeinsam erreicht. Aber der Schatten ist gerade das Thema Beschäftigung und Zukunftsperspektiven».

Klappt es nicht mit einer Beschäftigung im Nordosten, könnte Dänemark der nächste Anlaufpunkt werden. Laut Angaben der IG Metall braucht das Land für sein Projekt der «Energieinsel Bornholm» in den nächsten Jahren bis zu 3000 Arbeitskräfte.

© dpa
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