Mecklenburg-Vorpommern hat die dritthöchste Erwerbslosigkeit in Deutschland. Wie die Bundesagentur für Arbeit am Freitag mitteilte, sank die Zahl der Arbeitslosen im Juni im Vergleich zum Vormonat zwar um 2,3 Prozent auf 60.200, und die Quote ging von 7,5 auf 7,4 Prozent zurück. Höhere Arbeitslosenquoten wurden allerdings nur für Berlin mit 8,9 Prozent und für Bremen mit 10,6 Prozent ermittelt.
Vor einem Jahr war die Arbeitslosigkeit im Nordosten mit 7,1 Prozent geringer als heute - die Personalnachfrage ist zurückgegangen. Im Juni seien bei den Agenturen rund 2000 weniger offene Stellen als damals gemeldet gewesen, erläuterte der Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur, Markus Biercher. Das entspricht einem Rückgang von 9,9 Prozent.
Das sei zum einen einer Konjunkturdelle infolge des Rückgangs der Binnennachfrage geschuldet, was wiederum eine Folge der Inflation sei, sagte Biercher. Die Menschen seien verunsichert. Im Gastgewerbe hätten zudem einige Unternehmen aufgrund von Fachkräftemangel die Öffnungszeiten eingeschränkt - was sich wiederum auf die Personalnachfrage auswirke. «Das macht sich gerade in einem Tourismusland wie Mecklenburg-Vorpommern bemerkbar.»
Entlang der Küste leide man noch an den Folgen der Pleite der MV-Werften. Die Nachfolgeansiedlungen kämen nicht so vorwärts wie erhofft. Biercher sprach in dem Zusammenhang von einer «Wölkchenbildung», die keinen Anlass für Sorgen gebe.
Derzeit haben die Arbeitsagenturen in MV 18.300 offene sozialversicherungspflichtige Stellen im Bestand. Besonders das Gesundheits- und Sozialwesen sowie das verarbeitende Gewerbe suchen demnach Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die ukrainischen Kriegsflüchtlinge kommen nach Bierchers Worten immer stärker in Arbeit. Standen im Februar 2022 rund 1000 Ukrainer in MV in Lohn und Brot, waren es im April 2023 rund 3200. Dies sind die aktuellsten Zahlen. Von Mai auf Juni sank die Zahl der erwerbslosen Ukrainer um mehr als 300 oder sechs Prozent.