GEW fordert mehr Personal für Kita und Schule

Mecklenburg-Vorpommern hat bundesweit mit die größten Kita-Gruppen. Das ist nach Ansicht der Erziehungsgewerkschaft GEW einer der Gründe, weshalb Kinder oft schon mit Handicaps ihre Schulkarrieren starten und immer schlechter lesen und rechnen können.
Ein Lehrer steht im Unterricht an der Tafel. © Marijan Murat/dpa/Symbolbild

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Mecklenburg-Vorpommern sieht einen wesentlichen Schlüssel für bessere schulische Leistungen in der frühkindlichen Bildung. Dazu müssten Kitas und Krippen im Land allerdings bedarfsgerecht mit Fachpersonal ausgestattet werden. «Unsere zentrale Forderung ist und bleibt deshalb die Einführung eines landesweit einheitlichen Mindestpersonalschlüssels, der alle Aufgaben, die das Kindertagesförderungsgesetz schon heute vorgibt, ausreichend finanziert», erklärte die GEW-Landesvorsitzende Annett Lindner am Donnerstag in Schwerin.

Sie reagierte damit auf die Ergebnisse einer bundesweiten Vergleichsstudie, nach der Viertklässler in Deutschland zunehmend Probleme beim Lesen, in der Rechtschreibung und beim Rechnen haben. Zwar waren aus Mecklenburg-Vorpommern keine Daten eingeflossen, da nicht genügend Schulen teilgenommen hatten. Doch hatte Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) als Konsequenz aus der allgemein bedenklichen Entwicklung Veränderungen angekündigt. So soll es vor den Einschulungen in den Kitas künftig Sprachtests geben. Zudem sind zwei Stunden mehr Mathematik- und Deutschunterricht in der Grundschule geplant.

Nach Einschätzung Lindners kam der Befund wenig überraschend. «Die immer größere Ungleichheit bei den Bildungschancen ist keine neue Erkenntnis. Die GEW warnt seit Jahren vor dieser Entwicklung und ihren Auswirkungen für die Kinder und Jugendlichen, und damit letztlich auch auf die Wirtschaft», sagte sie. Die Schülerschaft und auch die Eltern seien zudem deutlich heterogener als noch vor 30 Jahren. Das erfordere passgenaue Angebote.

«Gute Bildung beginnt in der Krippe», sagte Lindner. Deshalb fordere die GEW neben dem Mindestpersonalschlüssel die Reduzierung der Fachkraft-Kind-Relation von jetzt 1 zu 6 auf 1 zu 3. Auch im Kita-Bereich müssten die Gruppen kleiner werden. «In einer Gruppe von 15 Kindern ist keine individuelle Förderung möglich. Auch hier brauchen wir dringend große Schritte der Anpassung bis hin zu einer Fachkraft-Kind-Relation von 1 zu 8», sagte die Gewerkschafterin weiter. Dafür sei deutlich mehr Fachpersonal erforderlich.

Die vom Land benannten Alltagshilfen lösten das Problem nicht. Allerdings würden derzeit in Teilzeit tätige Erzieherinnen bei besseren Arbeitsbedingungen auch länger arbeiten. «Letztlich steht und fällt alles mit der finanziellen Ausstattung. Wir müssen unsere Kinder und Jugendlichen mit der gleichen Kraft wie die Werften retten wollen», mahnte Lindner.

Seit Jahren bescheinigt die Bertelsmann Stiftung in ihren Studien zur frühkindlichen Bildung Mecklenburg-Vorpommern eine unzureichende Personalausstattung von Krippen und Kindergärten. In der Mehrzahl der Gruppen seien die Betreuungsbedingungen nicht kindgerecht, so dass der Bildungsauftrag für die meisten Kinder nicht umgesetzt werden könne, hieß es in der Mitte Oktober veröffentlichten Studie. Demnach benötigt das Land 9200 zusätzliche Fachkräfte, dies entspreche Mehrausgaben von etwa 456 Millionen Euro im Jahr.

Positiv wurden die hohe Zahl der Betreuungsplätze insgesamt und die hohe Betreuungsquote im Land hervorgehoben. 58 Prozent der Unter-Dreijährigen seien in einer Krippe untergebracht, dies sei bundesweit die höchste Quote. Im Kindergartenbereich liege die Betreuungsquote bei 95 Prozent.

© dpa
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