Onkel des Angeklagten als Zeuge vor Gericht

Die Tat war grausam. Ein Sohn soll Eltern und Schwester ermordet haben. Für die Verwandten der Opfer ist auch der Prozess schmerzvoll. Als Zeuge sagte der Bruder des getöteten Vaters aus.
Der Angeklagte wegen dreifachen Mordes und Rechtsanwältin Beate Falkenberg warten im Gerichtssaal auf die Fortsetzung des Prozesses. © Bernd Wüstneck/dpa

Mit dem des dreifachen Mordes angeklagten 27-Jährigen sei er nicht mehr verwandt, machte der Zeuge gleich zu Beginn seiner Aussage klar. Dabei ist er der Onkel des Angeklagten - und gesetzlich sei er das immer noch, klärte der Richter ihn am Landgericht Rostock auf. Der 59-Jährige verlor bei dem Verbrechen im Februar 2022 in Rövershagen seinen Bruder, den Vater des Angeklagten, seine Schwägerin sowie seine Nichte. Laut Anklage tötete der 27-Jährige alle drei mit einer Armbrust und einer Gartenmachete.

Der Zeuge sprach am Freitag schnell in russischer Sprache und brach während der Aussage in Tränen aus. «Jetzt kommt alles wieder hoch.» So etwas habe er nie im Leben erwartet. «Du hast einen echt ordentlichen Jungen groß gezogen», habe er seinem Bruder einmal 2012 gesagt, wie die Dolmetscherin übersetzt. Mit seiner Familie war der Angeklagte vor rund 20 Jahren aus Russland nach Deutschland gekommen. Er und seine Schwester waren Adoptivkinder. «Er liebte ihn sehr», sagte der Zeuge über das Verhältnis seines Bruders zu dessen Sohn.

Der Angeklagte schweigt seit Beginn des Prozesses am 15. November. Auch am Freitag blickte er mit gesenktem Kopf auf den Tisch vor ihm. Er soll laut Anklage seine Opfer jeweils mehrere Pfeile in den Kopf geschossen haben. Der Zeuge erinnerte sich an ein Telefonat im November 2021 - Monate vor dem Tatzeitpunkt. Dabei habe sein Bruder ihm von einer Armbrust erzählt, die der Sohn gekauft habe und mit der dieser auf eine Tür und Wände geschossen habe. Aber sein Bruder habe die Armbrust bezahlt.

Am Freitag sagte als Zeuge auch ein früherer Finanzberater aus, der die Familie lange bei der Finanzierung des Hauses begleitete und die Eltern regelmäßig traf. Er beschrieb den Vater als autoritär, aufbrausend, herrisch und bestimmend. Die Familie sei sehr sparsam und sehr bestrebt gewesen, den Kredit so schnell wie möglich abzubezahlen. Das Gericht befragte auch eine Zeugin, bei der der 27-Jährige damals einen Transporter für einen Tag auslieh, mit dem er die Leichen transportiert haben soll.

Laut Staatsanwaltschaft ermordete der Angeklagte in dem Haus in Rövershagen am 7. Februar 2022 seinen Vater (52) und seine Schwester (25) und einige Tage später seine Mutter (48). Die Leichen vergrub er der Anklage zufolge in selbstgebauten Särgen an einem einsamen Feldrand. Ihm wird Mord aus Heimtücke, in zwei Fällen Mord zur Verdeckung einer Straftat und in einem Fall zusätzlich Mord aus niedrigen Beweggründen vorgeworfen.

Der Angeklagte ist deutscher Staatsangehöriger und sitzt seit Ende März 2022 in Untersuchungshaft. Im Falle eines Schuldspruchs droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. Freitag war der neunte Verhandlungstag. Der Prozess wird am 19. Januar fortgesetzt.

© dpa
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