Mecklenburg-Vorpommern will den beständig hohen Anteil an Schulabbrechern reduzieren und räumt dazu Jugendlichen ohne Abschluss eine zusätzliche Chance ein. Statt bislang nur an Förderschulen, können künftig auch Schüler an Regional- und Gesamt-Schulen ein freiwilliges 10. Schuljahr absolvieren, um so einen anerkannten Schulabschluss zu erhalten. «Wir hoffen, damit die Abbrecherquote um wenigstens 20 Prozent senken zu können», sagte Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) am Mittwoch in Schwerin.
Ihren Angaben zufolge verlassen alljährlich mehr als 600 Schüler im Land die Schule ohne Berufsreife. Mit acht bis zehn Prozent aller Schulabgänger eines Jahrgangs weise Mecklenburg-Vorpommern bundesweit eine der höchsten Abbrecherquoten auf. Das freiwillige 10. Schuljahr habe sich an den Förderschulen als wirkungsvolles Mittel erwiesen, um Schulabgängern den Start ins Berufsleben zu erleichtern. Im vorigen Schuljahr hätten von 367 Teilnehmern 324 die Berufsreife erreicht.
Nach Angaben Oldenburgs sollen ab dem kommenden Schuljahr an ausgewählten Regional- und Gesamtschulen Sonderklassen mit maximal 16 Jugendlichen eingerichtet werden, in denen Schüler aller Schularten das zusätzliche Schuljahr absolvieren können. Die Klassenleitungen sollen nach Möglichkeit erfahrene Sonderschulpädagogen übernehmen.
Laut Oldenburg treten mit der Reform der Schulabschlussverordnung weitere Neuerungen in Kraft. So sind Jahresarbeiten an Regionalen Schulen künftig keine Pflicht mehr. Besonders leistungsstarke Schüler können sich unter bestimmten Voraussetzung von einer Prüfung in einem Hauptfach befreien lassen. Die Befreiung gilt nur für jene Fächer, in denen die Vornote 1 erreicht wurde. In den anderen beiden Hauptfächern ist mindestens eine 2 erforderlich, der Gesamtnotendurchschnitt darf nicht über 2,5 liegen. «Gute Schüler sollen für ihre Leistungen über das gesamte Schuljahr hinweg auch belohnt werden», sagte Oldenburg. Zudem würden Lehrer entlastet.
Abiturienten, die sich nach der zehnten Klasse freiwillig der Prüfung zur mittleren Reife unterziehen, müssen nicht mehr automatisch das Gymnasium verlassen. «Diese widersinnige Regelung haben wir abgeschafft», sagte Oldenburg. Somit könnten auch Schüler, die vorsorglich den Abschluss der Berufsreife anstrebten, weiter in der Abiturklasse bleiben.
Außerdem werde der Berechnungsmodus für die Abschlussnoten vereinfacht. Demnach werden die Jahresnoten mit 60 Prozent, die Prüfungsnoten mit 40 Prozent gewichtet. Bei Durchschnittswerten, die auf -,5 enden, werde nicht mehr automatisch aufgerundet und die schlechtere Endnote vergeben. Es obliege künftig dem Lehrer, welche Note der Schüler erhält.
«Wir haben die Verfahren harmonisiert, aus fünf Verordnungen wurde eine. Alles wird transparenter, Lehrer und Schüler werden entlastet», fasste Oldenburg die angestrebten Auswirkungen der Reform zusammen. Die neue Schulabschlussverordnung trete in diesem Schuljahr in Kraft.