Gemeinsam ist beiden Generationen eine relativ bunte und von zahlreichen, unterschiedlich dicken Linien durchzogene Flügelunterseite. Dies erinnert an eine Landkarte und hat der Falterart ihren deutschen Namen eingebracht. «Das Landkärtchen zeigt wunderbar, dass auch bei weit verbreiteten und vermeintlich gut bekannten Insekten noch viel Forschungsbedarf besteht. Wir wissen zwar, was die Ausbildung der unterschiedlichen Farbmuster steuert, nicht aber welchen Zweck diese wirklich haben», sagte Thomas Schmitt, Direktor des Senckenberg Deutschen Entomologischen Instituts in Müncheberg und Vorsitzender des Kuratoriums.
Nicht nur der Frühlings- und Sommerlook, auch die Eiablage des Landkärtchens ist den Angaben zufolge bemerkenswert: Es befestigt seine Eier in mehreren kurzen Schnüren, die wie umgedrehte Türmchen aussehen, an der Unterseite von Blättern der Großen Brennnessel. Damit unterscheidet sich die Art von allen anderen in Europa vorkommenden Tagfaltern.
«Doch nicht jede Brennnessel ist gut für das Landkärtchen», betonte Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Vorsitzender der Gesellschaft für Schmetterlingsschutz und Schirmherr des «Insekt des Jahres 2023». «Die Eier benötigen für ihre erfolgreiche Entwicklung eine hohe Luftfeuchtigkeit. Bevorzugt werden deshalb solche Pflanzen genutzt, die an feuchteren Stellen wachsen, wie beispielsweise in Hochstaudenfluren in Bach- und Flusstälern.»
Die durch die Überdüngung der Landschaft zahlreich wachsenden Brennnesseln sind danach nicht automatisch ein gutes Habitat für das Landkärtchen. Die heißen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre machten dem Landkärtchen daher zu schaffen: Die Populationen schrumpften deutlich, so Settele.