Weidmann soll Aufsichtsratschef werden

Höchster Jahresgewinn seit 2007, erste Dividende nach drei Nullrunden: Es gibt wieder gute Nachrichten für Aktionärinnen und Aktionäre der Commerzbank. Die Hauptversammlung stellt zudem die Weichen für einen Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrates.
Jens Weidmann
Jens Weidmann, damaliger Präsident der Deutschen Bundesbank, spricht während der Bilanz-Pressekonferenz. © Arne Dedert/dpa

Die Commerzbank bekommt den vierten Aufsichtsratschef binnen drei Jahren: Der ehemalige Bundesbank-Präsident Jens Weidmann (55) soll nach der Hauptversammlung am Mittwoch zum neuen Vorsitzenden des Kontrollgremiums gewählt werden. Dass die Aktionärinnen und Aktionäre den promovierten Volkswirt zuvor in den Aufsichtsrat wählen, gilt angesichts der Mehrheitsverhältnisse als sicher: Der Bund ist größter Einzelaktionär des Ende Februar in den Dax zurückgekehrten Instituts.

Der scheidende Aufsichtsratschef Helmut Gottschalk (71) hatte im November öffentlich gemacht, dass er aus Altersgründen nicht mehr antreten wird und in Abstimmung mit dem Bundesfinanzministerium Weidmann als seinen Nachfolger vorschlägt. Gottschalk hatte den Aufsichtsratsvorsitz im April 2021 vom erkrankten Hans-Jörg Vetter übernommen. Dessen Vorgänger Stefan Schmittmann hatte im Sommer 2020 nach harscher Kritik des US-Finanzinvestors Cerberus hingeschmissen.

Weidmann kennt die heute teilverstaatlichte Commerzbank aus schwierigen Zeiten: Als sich das Institut in der Finanzkrise 2008/2009 mit der Dresdner-Bank-Übernahme übernommen hatte und mit Steuermilliarden vor dem Kollaps bewahrt werden musste, war Weidmann als einer der führenden Berater der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Leiter der Abteilung Wirtschafts- und Finanzpolitik im Kanzleramt. Der gebürtige Solinger gehörte damit zur Gruppe der Spitzenbeamten, die Rettungspakete für strauchelnde Banken schnürte.

Im Alter von 43 Jahren übernahm Weidmann im Mai 2011 als bisher jüngster Bundesbank-Präsident aller Zeiten den Posten bei der Notenbank in Frankfurt von Axel Weber, der im Streit über die Anti-Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hingeworfen hatte. Auch Weidmann warnte stets vor einer ausufernden Geldpolitik. Die Weichen für den beruflichen Wechsel stellte er Ende 2021: Zum 31. Dezember 2021 trat Weidmann als Bundesbank-Präsident zurück.

Die Geschäfte bei der Commerzbank liefen zuletzt wieder besser, zusätzlich beflügelt von der Zinswende. Im vergangenen Jahr verdiente die Commerzbank mit gut 1,4 Milliarden Euro so viel wie seit 2007 nicht mehr. Nach einem Gewinnsprung im ersten Quartal 2023 bekräftigte Konzernchef Manfred Knof bei der Hauptversammlung die Absicht, im laufenden Jahr den Überschuss deutlich zu steigern.

Gottschalk übergebe seinem Nachfolger «eine Bank mit Potenzial, deren Sanierung gute Fortschritte zeigt, aber noch nicht abgeschlossen ist», sagte Fondsmanagerin Alexandra Annecke von Union Investment laut Redetext. Sie mahnte: «Die Commerzbank läuft nicht auf Autopilot. Der Rückenwind durch die Zinswende wird nicht ewig anhalten, die polnische Tochter mBank kann für weitere Belastungen sorgen und die Profitabilität ist immer noch nicht ausreichend. Es gibt weiterhin viel zu tun, damit die Aktie ihr Kurspotenzial realisieren kann.»

Aber auch für die Aktionärinnen und Aktionäre des Geldhauses sollen wieder bessere Zeiten anbrechen: Die Hauptversammlung, die erneut online abgehalten wird, stimmt über die Zahlung einer Dividende von 20 Cent je Aktie ab. Diese dritte Gewinnausschüttung des Instituts seit der Rettung in der Finanzkrise soll nach dem Willen des Vorstandes erst der Anfang sein.

© dpa
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