Fahrradsaison in den Startlöchern

Die Lager der Händler sind gefüllt, Kunden können sich über Angebote freuen. Klar ist schon jetzt im Frühjahr: Pedelecs bleiben der große Renner. Der Ausbau sicherer Radwege hängt allerdings nach wie vor hinterher, kritisiert nicht nur der Fahrradverband ADFC.
Radfahrer fahren auf einem Radweg. © Friso Gentsch/dpa/Symbolbild

Draußen ist es wärmer und heller - da füllen sich auch die Fahrradwege wieder. Corona hatte dem Radfahren ordentlich Rückenwind verschafft, wird der Trend in diesem Jahr anhalten? Und wie sieht es beim Ausbau von Radwegen aus, ist der immer wieder kritisierte Rückstand aufgeholt worden? Ein Ausblick auf die neue Saison:

IM TREND...

... sind weiter vor allem Fahrräder mit elektronischem Hilfsmotor - und zwar in allen möglichen Ausführungen, als Touren- oder Lastenfahrrad, City- oder Mountain-Bike. Erstmals könnten die unter dem Namen E-Bikes zusammengefassten Räder 2023 nach Einschätzung der Verbände der Zweiradindustrie (ZIV) und des Fahrradhandels (VDZ) die herkömmlichen Modelle bei den Verkaufszahlen überholen. Gut für die Kunden: Das Angebot ist demnach nach mehreren Jahren mit knappen Ressourcen reichlich wie nie. Kunden könnten eher mit kostengünstigen Angeboten rechnen, erklärt der Handel.

HOCHBETRIEB IN WERKSTÄTTEN

Die Wartelisten für Termine werden schon länger. Bei «Schraube und Rad» in Frankfurt häufen sich die Nachfragen nach Inspektionen. «Beim ersten Sonnenstrahl holen die Leute ihre Räder aus dem Keller oder der Garage», sagt Verkaufsleiter Erhan Kotan. In der Werkstatt wird derzeit mit allen Händen repariert und geschraubt - auch, weil wie in anderen Werkstätten Personal fehlt.

«Zu uns wird alles Mögliche gebracht, E-Bikes, City-Bikes, Rennräder oder Mountain-Bikes», sagt Werkstattleiter Jean-Paul Kern. Einen Trend könne er da aktuell nicht ausmachen. Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen gebe es nun nicht mehr. Teilweise komme noch Ware an, die vor mehr als einem Jahr bestellt worden sei.

Auch in Wiesbaden ist viel zu tun, «vielleicht sogar etwas mehr als vor Corona und Krieg», heißt es bei «Fahrrad Ambrosius». Probleme bei der Beschaffung von Ersatzteilen gibt es auch hier nicht mehr, allerdings seien teils «unglaubliche Preissteigerungen» zu verzeichnen. Bei Fahrrädern kämen noch immer Bestellungen von vor zwei Jahren an. Nachbestellungen von anderen Größen und Farben seien indes nur schwer möglich.

STREIT UM PLATZ

Mit einem andauernden Trend zum Fahrrad rechnet der Professor für nachhaltige Mobilität und Radverkehr an der Frankfurt University of Applied Sciences, Dennis Knese. Allerdings müssten sich die Bedingungen weiter verbessern, denn es gebe weiter viel Nachholbedarf bei Radwegen. Dies gelte vor allem für ländliche Regionen. Den Landkreisen fehle häufig das nötige Personal. Hier müssten jahrzehntelange Versäumnisse wettgemacht werden und dies müsse schneller gehen. Diese Kritik äußert auch der Fahrradverband ADFC.

Mehr Fahrradverkehr bedeutet höheren Platzbedarf - was zu Streit führe, wenn dem Autoverkehr Flächen entzogen werden, wie etwa Parkplätze, sagt Knese. Erfahrungen in Kommunen, die den Schritt gewagt hätten, zeigten die positive Wirkung und auch, dass der Einzelhandel davon profitiere. «Hier muss die Politik noch mutiger agieren», fordert der Professor.

VOLKSBEGEHREN

Wer den Ausbau von Rad- und Fußverkehr sowie Bussen und Bahnen befürwortet, setzte vergangenes Jahr viel Hoffnung in ein Volksbegehren. Mehrere Verbände wollen damit die Verkehrswende voranbringen. Radwege, Fußwege und vor allem Bus und Bahn sollen demnach stark ausgebaut werden, um die Mobilität in Hessen bis 2030 klimaneutral und sozial gerecht zu gestalten. In einer großen Fahrrad-Sternfahrt wurden dem hessischen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) mehr als 70.000 Unterschriften nach Wiesbaden gebracht.

Doch die Landesregierung erklärte das Vorhaben wegen rechtlicher Bedenken für unzulässig - wogegen die Verbände Beschwerde einlegten. Der Entscheidung darüber, die sie nicht vor kommendem Herbst erwarten, sehen die Beteiligten mit Gelassenheit entgegen: «Schließlich haben wir unseren Gesetzentwurf so geschrieben, dass er verfassungsgemäß ausgelegt werden kann», sagt der Landesgeschäftsführer des ADFC Hessen, Sofrony Riedmann. Das Engagement für die Verkehrswende werde bis zur erwarteten Entscheidung des Gerichts weiter gehen.

© dpa ⁄ Isabell Scheuplein und Andrea Löbbecke, dpa
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