Trubel bei Messe Ambiente: Kampf gegen gefälschte Ware

Bei schwieriger Konsumstimmung startet die Frankfurter Messe Ambiente neu. Auf einer Rekordfläche zeigen die Aussteller die schönen Dinge des Alltags. Da sind auch Fälscher mit modernen Methoden nicht weit.
Ein Stand auf der Messe Creativeworld in Frankfurt. © Jörg Halisch/dpa

Mit neuer Halle und ausgebuchter Rekordfläche ist die Frankfurter Konsumgütermesse Ambiente zu ihrer ersten Ausgabe nach der Pandemie gestartet. 4561 Aussteller aus 160 Ländern zeigen bis Dienstag ihre Trends fürs Wohnen, Essen, Trinken, Kochen und Schenken. Die Messe rechnet mit mehr als 100.000 Fachbesuchern. Die große Masse der ausgestellten Waren ist echt, doch nach Einschätzung der «Aktion Plagiarius» bauen auch Produktpiraten über digitale Kanäle ihre illegalen Geschäfte aus.

Falsche Gucci-Mützen und nachgemachte Rolex-Uhren werden im Netz offen beworben: Der von Designern gegründete Verein macht auf einen Trend in den sozialen Medien aufmerksam. Sogenannte Dupe Influencer empfehlen dort ihren meist jungen Followern gefälschte Designer- und Luxusprodukte. «Sie legitimieren selbstherrlich den Verkauf rechtsverletzender Artikel und verharmlosen den Kauf als cool und akzeptabel.» In der Folge steige die soziale Akzeptanz von Fälschungen, und es entstehe eine Gleichgültigkeit gegenüber den wirtschaftlichen Schäden, die bei Herstellern und Designern der nachgemachten Produkte entstünden.

Die Aktion kämpft seit 1977 gegen Produktpiraten mit ihren weltweiten Milliardenumsätzen. Mit dem Schmähpreis «Plagiarius» - einem Zwerg mit goldener Nase - werden Hersteller und Händler besonders dreister Nachahmungen regelmäßig angeprangert. Oft stammen die Hinweise von den Originalherstellern, die mit der Vergabe des Schmähpreises einverstanden sein müssen. Die Ausprägungen digitaler Markenverletzungen würden immer vielfältiger, kritisiert der Verein. «Von klassischen Plagiaten, Fälschungen und Urheberrechtsverletzungen über Domainklau und Markenmissbrauch bis hin zu komplettem Identitätsdiebstahl und Fake-Shops.» Dagegen brauche es digitale Schutzstrategien.

In diesem Jahr geht der Hauptschmähpreis an einen deutschen Möbelhändler, der einen Nachbau eines Wandregalsystems vertrieben hat, das im Original vom Hamburger Designstudio Hausen stammt. Statt zertifiziertem Massivholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft verwendeten die Plagiatoren den Angaben zufolge tropisches Mangoholz niederer Qualität, und die billigen Metallbügel waren verzogen. Plagiarius zufolge stoppte der Händler nach Bekanntwerden des Plagiats den Verkauf und vernichtete Restbestände. Weitere Opfer von Produktpiraten waren das Kunststoff-Designhaus Koziol sowie die Autobauer Mercedes-Benz und Volkswagen.

Die von der Pandemie gebeutelte Messegesellschaft feierte die Eröffnung der Halle 5, mit der die Brutto-Ausstellungsfläche des innenstadtnahen Geländes auf fast 353.000 Quadratmeter angewachsen ist. «Diese Investition stärkt den Messestandort Frankfurt nachhaltig», erklärte die Aufsichtsratsvorsitzende Stephanie Wüst. Die Veranstaltung zeige eindrucksvoll, welche Möglichkeiten das Gelände mit der neuen Halle biete. Die Eigentümer Frankfurt und Hessen hatten die Messe in der Corona-Krise mit millionenschweren Darlehen und Eigenkapital gestützt.

Gemeinsam mit den einst eigenständigen Messen Christmasworld und Creativeworld bildet die Ambiente nun die größte Konsumgüterschau, die je in Frankfurt stattgefunden hat, an der - so hoffen die Organisatoren - so schnell kein Einkäufer aus der Branche vorbeikommt. Unter anderem wegen des geringeren Besuchs aus China gehen die Veranstalter aber von kleineren Zahlen beim Fachpublikum aus. Zum Messeauftakt herrschte in den Gängen aber reger Betrieb.

Die Ambiente gilt als Weltleitmesse für Konsumgüter. Auch Christmasworld und Creativeworld erheben diesen globalen Anspruch für die Themen Weihnachtsausstattung sowie Basteln und Kreativität. Die Messe trifft auf eine gedämpfte Konsumstimmung zumindest in Deutschland. Die Marktforscher vom IFH Köln gehen für 2023 davon aus, dass die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten den Spielraum für zusätzliche Konsumausgaben einschränken. Es werde für Deutschland ein Rückgang der privaten Konsumausgaben um 1,9 Prozent erwartet, und erst im darauffolgenden Jahr sei eine Erholung in Sicht. Impulse erwarten die Veranstalter vom Trend zu neuen Arbeitswelten in Büros, Hotels und zuhause.

© dpa ⁄ Christian Ebner, dpa
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