Die Finanzbehörden hatten dem skandalgebeutelten Sozialverband 2021 rückwirkend ab 2014 den Status der Gemeinnützigkeit entzogen. Die Awo zählte in den betroffenen Jahren steuerlich als ein Wirtschaftsunternehmen - daraus resultierten eine höhere Steuerlast und Nachzahlungen an Umsatz-, Gewerbe- und Körperschaftsteuern. Der Verein durfte zudem keine Spendenquittungen mehr ausstellen.
Seit 2019 ist die Awo in einen Skandal verwickelt. Im Mittelpunkt stehen die beiden Kreisverbände Frankfurt und Wiesbaden, die von zwei Ehepartnern geleitet wurden. Dabei geht es um ungewöhnlich hohe Gehälter und hochpreisige Dienstwagen, intransparente Finanzierungen, Scheinverträge und Verflechtungen in die Politik. In dem Fall laufen eine Reihe von Prozessen vor verschiedenen Gerichten. Die neue Awo-Leitung spricht von einem «System Richter», das nicht nur einen Millionenschaden angerichtet habe, sondern auch dem Ansehen des Sozialverbands nachhaltig geschadet habe.
In die Affäre verstrickt ist ebenfalls das Ehepaar Feldmann. Der abgewählte Fankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann, der Vorwürfe zurückweist, arbeitete zuvor bei der Awo. Seine inzwischen getrennt lebende Frau Zübeyde Feldmann leitete mit überhöhtem Gehalt eine Awo-Kita.
Dem Awo-Bezirksverband Hessen-Süd war die Gemeinnützigkeit im März 2022 ebenfalls rückwirkend für drei Jahre aberkannt worden.