Hilfsbereitschaft und Anteilnahme: Spenden für Erdbebenopfer

Totengebet in den Moscheen, Organisation von Sachspenden und Geldern: Die Betroffenheit angesichts der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien ist auch in Hessen groß. Viele wollen helfen.
Von privaten Spendern, alevitischen Gemeinden und Sportvereinen gesammelte Sachspenden werden am Flughafen Frankfurt in eine Boeing 777 verladen. © Sebastian Gollnow/dpa

Die Türkische Gemeinde Hessen, die Moscheevereine und andere Vereine und Verbände türkischstämmiger Menschen haben am Freitag in Frankfurt eine zentrale Sammelstelle für Spenden für Erdbebenopfer eröffnet. «Wir dürfen keine Zeit verlieren, alle müssen anpacken», sagte der türkische Generalkonsul Erdem Tunçer, der sich für die große Solidarität mit den Opfern der Katastrophe bedankte.

«Man merkt die große Betroffenheit, viele Menschen, die hier leben, haben selbst Freunde oder Verwandte in den betroffenen Gebieten», sagte der Frankfurter Planungsdezernent Mike Josef (SPD). Innerhalb weniger Stunden habe die Stadt von einem Unternehmen die Zusage erhalten, eine Halle mit einem Fläche von rund 1100 Quadratmetern als zentrale Sammelstelle zur Verfügung zu stellen. In den kommenden sechs Wochen können dort Sachspenden abgegeben werden. Auch freiwillige Helfer können sich zm Sortieren und Verladen melden.

Für den in Syrien geborenen Josef ist das Erdbeben mit der Sorge um eigene Familienangehörige verbunden. Auch Verwandte hätten das Beben gespürt, sagte er am Freitag. In Aleppo, wo Verwandte eine Wohnung hätten, stehe das Gebäude nicht mehr. «Die Menschen übernachten in Kirchen und Moscheen.» Viele versuchten sich trotz der Not gegenseitig zu unterstützen - «und das wollen wir auch von hier aus tun», betonte Josef.

Atila Karabörklü, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Hessen, appellierte darum, nur neue Sachspenden zu bringen und am besten Geld zu spenden. «Der Bedarf wechselt oft innerhalb von Tagen», betonte er. Mit Geld könne dann zielgerichteter geholfen werden.

«Die Menschen brauchen Decken, Zelte, warme Kleidung - es ist Winter in dem Gebiet und viele leben auf der Straße», sagte der Frankfurter Landtagsabgeordnete Turgut Yüksel (SPD), einer der Koordinatoren der Spendenaktion.

Obwohl die Sammelstelle erst am Freitagvormittag offiziell öffnete, kamen bereits zahlreiche Privatleute vorbei, um etwa Kartons mit Decken, Lebensmitteln und anderen Spenden vorbei zu bringen. Ehrenamtliche Helfer wollten die Spenden für den Weitertransport verpacken und vorbereiten.

Auch am Nachmittag rollten Wagen mitunter im Minutentakt an - Eine VIP-Limousine mit Flughafenkennung, ein Fahrzeug der Frankfurter Entsorgungsgesellschaft mit Paketen der Mitarbeiter, eine Frau mit dem Familienfahrzeug. Auch die Zahl der freiwilligen Helfer, die die Spenden sortierten, riss nicht ab. «Ich habe 1999 nach dem Erdbeben vor Ort geholfen», sagte ein älterer Mann. «Diese Eindrücke werde ich nie vergessen. Und diesmal ist es noch viel schlimmer.»

Auch in den Moscheen des Landes wurde an diesem Freitag beim traditionellen Freitagsgebet mit einem Totengebet der Opfer gedacht und eine Kollekte zur Unterstützung der Menschen im Katastrophengebiet gesammelt, sagte ein Vertreter der Moscheevereine in Hessen.

Die Hilfsbereitschaft dürfe nicht nur während der akuten Phase nach dem Erdbeben anhalten, so Yüksel. Er erinnerte an das Engagement der Stadt Frankfurt nach der Erdbebenkatastrophe 1999. Damals sei als Beitrag zur Wiederaufbauhilfe der Bau eines Waisenhauses ermöglicht worden. «Das war das Haus Frankfurt. Und es besteht immer noch.»

Unterdessen startete am Freitagmorgen ein mit Hilfsgütern beladener Boeing-777-Frachter der Lufthansa Cargo von Frankfurt ins türkische Antalya. Erdbebenopfer in der türkischen Katastrophenregion sollen mit den Sachspenden türkischer Gemeinden in Hessen und Baden-Württemberg, von Unternehmen aus der Region sowie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Lufthansa Cargo unterstützt werden. Nach Angaben des Unternehmens ist der Frachter voll beladen mit Winterkleidung, Decken, Lebensmitteln und Hygieneartikeln, die vor Ort am dringendsten benötigt werden.

Das Team der Lufthansa Cargo an der Station Istanbul stehe in engem Kontakt mit der Katastrophenschutzorganisation Afad, die die Hilfsgüter nach der Landung in Empfang nehmen und in das Krisengebiet bringen werde, hieß es. «Wir sind tief betroffen über das Ausmaß der Zerstörung in der türkisch-syrischen Grenzregion und wollen helfen», sagte Dorothea von Boxberg, Vorstandsvorsitzende der Lufthansa Cargo AG.

SunExpress, ein Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansa und Turkish Airlines, hat unterdessen nach eigenen Angaben vom 6. bis 9. Februar bislang 89 Sonderflüge durchgeführt, um Rettungs- und medizinische Teams so schnell wie möglich in das Erdbebengebiet zu bringen. Auch weiterhin solle es Sonderflüge geben, hieß es am Freitag. Bisher seien so rund 4000 Rettungskräfte und medizinisches Personal in die Erdbebenregion befördert worden. Mit den Rückflügen dieser Sonderflüge habe die Fluggesellschaft rund 6000 vom Erdbeben betroffene Menschen evakuiert. Bisher seien rund 104 Tonnen Hilfsgüter transportiert worden, die wie auch der Cargo-Flug gebührenfrei in die Türkei geflogen wurden.

© dpa
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