Nach dem Tod einer 14-Jährigen in Nordhessen ist die Frage nach dem Motiv ihres mutmaßlichen Mörders weiter ungeklärt. Der 20 Jahre alte Tatverdächtige, ein Bekannter des Mädchens, schweigt bislang. Auch am Dienstag gab es nach Angaben des Polizeipräsidiums Nordhessen keinen neuen Stand.
Im Rahmen der richterlichen Vorführung am vergangenen Freitag habe der Mann von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht und keine Angaben zur Sache gemacht, teilte die Staatsanwaltschaft Kassel auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Bisher ist auch noch nicht bekannt, wie genau das Mädchen ums Leben kam.
Dem 20-jährigen Deutschen sei ein Pflichtverteidiger zur Seite gestellt worden. «Ob die Verteidigung sich für den Beschuldigten zur Sache einlassen wird, bleibt abzuwarten.» Gegen den jungen Mann, der für den Tod der Schülerin verantwortlich sein soll, erging am Freitag nach Angaben der Staatsanwaltschaft Kassel Haftbefehl wegen des dringenden Verdachts des Mordes.
Der 20-Jährige, ein Deutscher, war rasch in den Fokus der Ermittlungen gerückt. Die Durchsuchung einer Wohnung, in der er sich zuvor aufgehalten hatte, habe den Anfangsverdacht bekräftigt. So sei bei ihm unter anderem das Mobiltelefon des Opfers gefunden worden. Die Leiche des Mädchens war am Donnerstag vergangener Woche am Rande eines Feldwegs im nordhessischen Bad Emstal im Landkreis Kassel entdeckt worden, nachdem die 14-Jährige seit dem Vorabend vermisst worden war.
Laut Staatsanwaltschaft ist die Kasseler Kriminalpolizei mit den weiteren Ermittlungen beschäftigt. «Insbesondere sind Handydaten auszuwerten, Zeugen zu vernehmen», hieß es am Montag. Auch Hinweisen aus der Bevölkerung, insbesondere aus dem Kreise der Familie der Verstorbenen, werde nachgegangen.
Die Arbeit an so einem Fall gehe an den Beamten nicht spurlos vorüber, sagte der stellvertretende Vorsitzende der hessischen Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stefan Rüppel. «Wenn die Opfer Kinder oder Jugendliche sind, und die Kolleginnen und Kollegen selbst Kinder haben, wird mir das immer als sehr belastend geschildert», sagte er. «Das ist schon enorm, was da im Kopf passiert.»
Das gelte besonders für die Ermittler der Kriminalpolizei und des Erkennungsdienstes, die sich mit der Spurensuche, -sicherung und -auswertung befassten. Sie seien stundenlang an Tat- und Fundorten und müssten dort sehr akribisch arbeiten. «Das sind schlimme Bilder, die immer wieder hochkommen.»
Alleingelassen werden die Beamten damit nicht. Der zentrale Polizeipsychologische Dienst kontaktiere sie nach jedem Einsatz, erklärte Rüppel, der auch Vorsitzender der GdP-Bezirksgruppe Nordhessen ist. Zudem werde ihnen einmal jährlich eine Supervision angeboten. «Ansonsten verarbeiten die Kollegen das Geschehen in der Gruppe, setzen sich zusammen, sprechen darüber.»
Die Unterstützungsangebote würden gut angenommen. «Sie sind auch nötig», betonte Rüppel. Die Einsatzkräfte des Erkennungsdienstes etwa hätten im Schnitt alle vier Wochen mit einem Leichenfund zu tun. Das ist eine hohe Frequenz mit schlimmen Bildern, die man ja auch verarbeiten muss.» Es sei wichtig, dabei Hilfe zu haben.