«Ich stelle mich in den Dienst aller Menschen, die in dieser Stadt leben, nicht nur derjenigen, die mich gewählt haben, sondern auch derjenigen, die mich nicht gewählt haben», sagte Schoeller in der ersten Rede seiner sechsjährigen Amtszeit. Zudem sei er auch für die nicht wenigen Menschen in Kassel da, die mitunter seit ihrer Geburt dort lebten und gleichwohl nicht zur Wahl berechtigt seien. Ihm sei wichtig, die Öffentlichkeit bei Vorhaben und Themen einzubeziehen, sagte Schoeller. «Die Akzeptanz der Entscheidungen, die wir zu treffen haben, steht und fällt mit der Transparenz gegenüber der Bevölkerung.»
Schoeller war als einziger Kandidat in einer Stichwahl zum OB gewählt worden, nachdem sein Vorgänger Christian Geselle im ersten Wahlgang zwar die meisten Stimmen auf sich vereinte, sich aber von der Stichwahl zurückgezogen hatte. Geselle, der 2017 als Kandidat der SPD ins Rathaus eingezogen war, war nach parteiinternen Streitigkeiten als unabhängiger Kandidat angetreten. Seinen Rückzug begründete er unter anderem mit dem aus seiner Sicht schwachen Ergebnis im ersten Wahlgang und einer Diffamierungskampagne gegen ihn. An der Amtsübergabe nahm er nach Angaben der Stadt wegen «eines länger geplanten anderweitigen Termins» nicht teil.
Mit Schoeller lösen die Grünen die SPD in deren früheren Hochburg an der Spitze des Rathauses ab. Die nordhessische Stadt lag seit Ende des Zweiten Weltkriegs, mit Ausnahme der Jahre 1993 bis 2005 unter CDU-Politiker Georg Lewandowski, fest in der Hand der Sozialdemokraten.