Neue Gutachten: Drach «wahrscheinlich» Täter bei Überfällen

Im September hatte ein Gutachter Thomas Drach schwer belastet. Zu 95 Prozent sei der frühere Reemtsma-Entführer Täter bei Raubüberfällen gewesen, hieß es. Doch dann schied der Gutachter wegen Besorgnis der Befangenheit aus. Neue Gutachten belasten Drach immer noch.
Im Prozess gegen den früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach sind am Mittwoch neue Gutachten vorgestellt worden. © Federico Gambarini/dpa/Archivbild

Im Prozess gegen den früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach sind am Mittwoch neue Gutachten vorgestellt worden. Laut dem Bewegungsgutachten eines Biomechanikers kommt Drach demnach bei einem ihm zur Last gelegten Raubüberfall auf einen Werttransporter in Frankfurt am Main mit «überwiegender» bis «an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit» als Täter in Betracht. Bei den beiden anderen von ihm untersuchten Überfällen auf Werttransporter vor Ikea-Märkten in Köln im März 2018 und Frankfurt am Main im November 2019 wertete der Wissenschaftler die Täterwahrscheinlichkeit Drachs als «überwiegend» bis «weit überwiegend» ein.

Drachs niederländischer Mitangeklagter sei demnach «weit überwiegend» der Fluchtwagenfahrer beim Überfall am Flughafen Köln/Bonn gewesen. Der Biomechaniker hatte bestimmte Bewegungsmerkmale der Täter auf den Überwachungsvideos mit von der Polizei erstellten Observationsvideos der Angeklagten verglichen.

In einem zweiten Gutachten machte eine forensische Anthropologin Angaben anhand von Körperproportionen. Sie kam beim Abgleich von Screenshots aus Überwachungsvideos und Observationsvideos zu dem Ergebnis, dass Drach bei den drei Überfällen lediglich mit einfacher Wahrscheinlichkeit als Täter in Frage komme. Drachs Mitangeklagter sei hingegen «sehr wahrscheinlich» Mittäter beim Überfall am Flughafen Köln/Bonn. Die Befragung der Sachverständigen durch die Prozessparteien wurde auf einen kommenden Verhandlungstag verlegt.

Bereits im September hatte ein Video-, Bild- und Digital-Forensiker Drach mit einer Wahrscheinlichkeit von «95 bis 99 Prozent, mit Tendenz zum niedrigeren Wert» als Täter identifiziert. Der Gutachter schied aber Anfang Oktober wegen Besorgnis der Befangenheit aus dem Prozess aus, sein Gutachten war damit hinfällig. Laut dem Gerichtsbeschluss soll der Gutachter zuvor einem Reporter, der über den Prozess berichtete, Geld für eine ihm genehme Berichterstattung zugesteckt haben. Der soll aber die Annahme verweigert und den Vorgang stattdessen der Staatsanwaltschaft gemeldet haben.

In einer daraufhin vom Gericht eingeforderten Stellungnahme hatte der Gutachter den Vorfall bestritten, gleichzeitig aber kundgetan, «Hass»-Gefühle gegenüber den Verteidigern in dem Prozess zu haben. Er bat daraufhin selbst um seine Entpflichtung.

Die Anklage wirft Drach neben den Raubüberfällen auch versuchten Mord vor. Er soll bei zwei Taten auf Geldboten geschossen und sie erheblich verletzt haben.

Drach wurde der Öffentlichkeit durch die Entführung von Jan Philipp Reemtsma bekannt. Den Erben eines Tabakkonzerns hatte der heute 61-Jährige erst nach einer Lösegeldzahlung wieder frei gelassen. Für die Tat war Drach zu 14,5 Jahren Haft verurteilt worden.

© dpa
Das könnte Dich auch interessieren
Empfehlungen der Redaktion
Sport news
Olympiasiegerin Mihambo peilt WM-Hattrick an
People news
Künstler Ilja Kabakow gestorben
People news
Roger Waters verzichtet auf umstrittenes Outfit
Internet news & surftipps
Anwalt: ChatGPT erfand für Antrag ein halbes Dutzend Urteile
Internet news & surftipps
Die Bundesbürger verschicken viel weniger SMS als früher
Tv & kino
«Tatort» holt die meisten Zuschauer
Handy ratgeber & tests
Pixel 7 Pro vs. Galaxy S23 Ultra: Google und Samsung im Flaggschiff-Vergleich
Job & geld
So werden Sie Schritt für Schritt zur Netzwerkerin