Tarnname «Wels»: Großrazzia mit Clan-Bezügen

Die Polizeieinheiten hießen «Zander», «Wels» und «Fargo»: Ermittler haben in mehreren Bundesländern zum Schlag gegen mutmaßliche Autohehler und Coronahilfe-Betrüger ausgeholt - auch in Hessen. Zwei Hauptbeschuldigte sollen einem bekannten Familien-Clan angehören.
Polizisten dringen im Rahmen einer groß angelegten Razzia in ein Haus ein. © Roberto Pfeil/dpa

Bei einer Großrazzia gegen mutmaßliche Autohehler und Coronahilfe-Betrüger sind auch Angehörige eines großen Familien-Clans im Visier der Ermittler. Unter dem Tarnnamen «Wels» rückten am Mittwochmorgen mehr als 300 Polizisten und 10 Steuerfahnder in fünf Bundesländern - darunter Hessen - aus.

Schwerpunkt war Nordrhein-Westfalen mit 20 Städten, in denen es Durchsuchungen gab. In Hessen wurden laut Staatsanwaltschaft Düsseldorf und der Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in Nordrhein-Westfalen (ZeOS NRW) zwei Objekte in Kassel durchsucht.

«Große Fische sind uns ins Netz gegangen», sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwoch. «Die anderen Fische werden wir auch noch bekommen», sagte Reul. Die Vorarbeit hatten zwei Ermittlungskommissionen der Polizei namens «Zander» und «Fargo» geleistet. Sie tummelten sich in den trüben Gewässern der Organisierten Kriminalität.

Neben NRW und Hessen habe es Maßnahmen in Berlin, Hamburg und Niedersachsen gegeben, berichtete der NRW-Innenminister. Zwei Hauptbeschuldigte in einem der Ermittlungskomplexe seien polizeibekannte Clan-Angehörige. Nach dpa-Informationen sind sie dem Al-Zein-Clan zuzurechnen, einem großen türkisch-arabischen Familien-Clan.

In dem Komplex geht es um hochpreisige Leasing-Autos, die unterschlagen, mit neuen Kennzeichen versehen und ins Ausland verkauft worden sein sollen. «Wir verstehen, was die Banden treiben. Wir verstehen, wie Clan-Kriminelle arbeiten. Wir werden nicht aufhören, diese Machenschaften zu beenden», sagte Reul.

Neben den beiden Hauptbeschuldigten, denen eine dominante Rolle zugeschrieben wird, seien noch drei weitere Verdächtige dem kriminellen Clan-Milieu zuzurechnen, hieß es aus dem Innenministerium.

In dem Komplex wurden vier Beschuldigte festgenommen. Das Verfahren richtet sich gegen 17 Verdächtige im Alter von 30 bis 38 Jahren. Mindestens acht teure Autos etwa der Marken Audi, Porsche und Mercedes sollen die Beschuldigten geleast oder gemietet und dann auf eigene Rechnung weiterverkauft haben. Einem von ihnen wird zudem Erpressung im Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel vorgeworfen.

Im zweiten Komplex geht es um Subventionsbetrug: Es seien Scheinfirmen gegründet worden, um mit ihnen staatliche Corona-Hilfen zu ergaunern, sagte Reul. Das Verfahren zum Subventionsbetrug richtet sich gegen 40 Verdächtige, von denen ebenfalls vier festgenommen wurden. Der vermutete Schaden liege bei sieben Millionen Euro, teilte die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft mit. Die Gelder seien überwiegend auf türkische Konten transferiert worden. In diesem Komplex gibt es laut Staatsanwaltschaft keinen Clan-Bezug.

Insgesamt wird den Ermittlern zufolge gegen 57 Beschuldigte ermittelt. Alle 55 Durchsuchungsbeschlüsse und 8 Haftbefehle seien vollstreckt worden, sagte Reul. Dabei seien auch zwei scharfe Schusswaffen sichergestellt worden.

Dass in den beiden so verschiedenen Verfahren gleichzeitig zugeschlagen wurde, begründeten die Ermittler mit Querverbindungen zwischen den Verdächtigen. Es sei befürchtet worden, die Ermittlungen im jeweils anderen Komplex zu gefährden, wenn nicht in beiden Verfahren gleichzeitig durchsucht worden wäre, hieß es.

© dpa ⁄ Frank Christiansen und Oliver Auster, dpa
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