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Obst und Gemüse sind begehrtes Diebesgut

Der Diebstahl von Obst und Gemüse von Bäumen und Feldern macht auch in Hessen weiter Probleme. Mit dem Einsatz von Detektiven und Kontrollgängen wehren sich die Produzenten. Manchmal kann das auch gefährlich werden.
Streuobstwiese auf dem Frankfurter Lohrberg
Ein gelbes Absperrband, dass auf einer Streuobstwiese auf dem Frankfurter Lohrberg gespannt ist, trägt die Aufschrift „Stop ! Ich ernte selbst !“. © Arne Dedert/dpa

Eine gute Kirschensaison hat für die Produzenten in den hessischen Anbaugebieten auch ihre Schattenseiten. Wenn die Bäume voll hängen mit den roten und süß-saftigen Früchten, lockt das immer wieder auch Obstdiebe an, die sich manchmal im großen Stil bedienen. In diesem Sommer gab es weniger zu holen, deshalb dürften auch die Fallzahlen etwas zurückgegangen sein, heißt es bei Produzenten aus dem nordhessischen Witzenhausen und aus Friedberg-Ockstadt im Wetteraukreis. Doch Grund für Entwarnung sehen sie nicht - und wappnen sich teils auch mit dem Einsatz von Privatdetektiven gegen das kriminelle Treiben.

Besonders geplagt waren die Ockstädter Kirschenanbauer zuletzt in den Jahren 2020 und 2021, berichtet Christine Dönges vom örtlichen Obst- und Gartenbauverein. Alleine in einer Nacht seien damals einem Kollegen rund 100 Bäume leer geräumt worden. Auch bei Dönges selbst schlugen Diebe zu, plünderten 35 junge Kirschbäume und zerschnitten noch einen Zaun - was sie entdeckte, als sie am nächsten Morgen selbst zum Ernten kam. Schon seit 2016 habe während der Saison jeweils ein Detektiv die Bäume im Blick, 2021 habe man sogar zwei beschäftigt, sagt Dönges.

Wen sie beim Diebstahl stellen, dürfen die Detektive vor Ort direkt abkassieren: Pro Person werde ein Betrag von 100 Euro fällig sowie 9 Euro je Kilo Kirschen. Wie viel gestohlen wird, variiert nach den Worten von Dönges stark: Manche Diebe bleiben bei unter einem Kilo, andere hätten auch mal 20 Kilo Kirschen bei sich.

Sorgen bereitet ihr die Aggressivität mancher Diebe. Sie und ihre Kollegen seien auch schon angegangen worden von Menschengruppen, sagt sie. «Mein Sohn ist mal von einem Dieb auf die Motorhaube genommen worden.» Wenn sie selbst an ihren Bäumen nach dem Rechten sieht, nehme sie deshalb immer ihren Hund mit, um sich sicherer zu fühlen. Aber auch der finanzielle Schaden sei durchaus nennenswert. Bei einem Straßenverkaufspreis von neun Euro je Kilo Kirschen könnten je leer gepflücktem Baum einige hundert Euro Schaden zusammenkommen - und das, obwohl der Anbau arbeits- und kostenintensiv sei.

Doch nicht nur in der Kirschensaison wird viel geplündert - auch die Zeit der Apfelernte lockt regelmäßig Diebe an, wie Andreas Klein, Vorsitzender des Hessischen Landesverbands für Erwerbobstbau erklärt. «Äpfel sind beliebt und können auch schnell in größeren Mengen geerntet werden.» Das Problem spürt Klein auch auf seinem eigenen Hof: Dort seien vor allem die Äpfel an den nah an der Umzäunung gelegenen Bäumen stark dezimiert. Über die Saison hinweg seien es schnell mal 500 Kilo, die geklaut werden. Auch auf seinem Erdbeerfeld hat es nach seiner Aussage in diesem Jahr einige nächtliche Vorfälle gegeben. Zweimal hätten Mitarbeiter mehrere Personen vertreiben können, die gerade anfangen wollten, zu pflücken.

Insgesamt gibt es in diesem Jahr bisher aber weniger Vorfälle von Obstdiebstahl als in der Vergangenheit, wie Eberhard Walther vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) sagt. Von den Obstbauern in Nordhessen wisse er, dass sie selbst besser aufpassen und sich untereinander Bescheid geben, wenn ihnen etwas auffällt. Zum anderen könne es auch an dem geringeren Ertrag an dem Bäumen liegen. «Wenn potenzielle Diebe sehen, dass von vornherein wenig am Baum hängt, lohnt es sich für sie nicht.» Ähnlich wie die Kirschbäume tragen laut Walther in diesem Jahr auch Apfel- und Pflaumenbäume weniger als sonst.

Der Hessische Bauernverband stellt sich trotzdem tendenziell auf eine Zunahme der Diebstähle ein - was auch im Zusammenhang mit den inflationsbedingt gestiegenen Lebensmittelpreisen stehen dürfte, erklärte ein Verbandssprecher. Betroffen seien neben Obst- auch Gemüsekulturen sowohl im freien Feld als auch in Plantagen - von Spargel über Kartoffeln bis hin zu Kürbissen. Bei den Tätern gebe es eine große Bandbreite - «vom Einzeltäter ohne Schuldbewusstsein und Wissen, dass er gerade stiehlt, bis hin zur organisierten Kriminalität, der ein hohes Maß an Skrupellosigkeit vorzuwerfen ist», so der Sprecher. Auch immer mehr Hofläden seien von Diebstählen betroffen.

Die Schäden fielen unterschiedlich aus, könnten aber von einigen hundert bis zu mehreren tausend Euro reichen. «Etwaige Schäden an der Einrichtung des Hofladens oder an Verkaufsautomaten ist dabei noch nicht berücksichtigt», erklärte der Sprecher. Auch kleine Mengen gestohlenen Obsts oder Gemüses seien für die Landwirte sehr ärgerlich, da der wirtschaftliche Schaden mit immer weiter steigenden Input- und Arbeitskosten stetig größer werde.

Um ihre Produkte zu sichern, böten Landwirte diese in Automaten an und sicherten den Verkauf teils auch durch Kameras ab. Ganz abgesehen vom zu betreibenden finanziellen Aufwand sei das aber nicht für alle betroffenen Waren möglich. Die Kosten für den Schutz vor Diebstählen müssten zudem auf die Verkaufspreise aufgeschlagen werden, erklärte der Sprecher. «Diebstähle gehen also auch zu Lasten der ehrlichen Kundschaft.»

Nach seiner Einschätzung dürfte die Beschäftigung von Sicherheitsdiensten eine Ausnahme bleiben. Auf den Feldern verteile sich der Ernteertrag, etwa der von Spargel, auf einer viel größeren Fläche, als wenn er an einem Baum in die Höhe wachse. Zudem befänden sich Anbauflächen wegen der Fruchtfolge in der Regel auf Feldern weiter voneinander entfernt. «Hier alle Felder absichern zu können, ist nicht darstellbar», so der Sprecher.

© dpa ⁄ Christine Schultze, Lisa Robbers (Text) und Arne Dedert (Foto), dpa
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