Nabu: «Katzen-Lockdown» nicht sinnvoll für Vogelschutz

Ausgangssperren für Katzen sollen bedrohte Singvögel schützen. Doch dieses Modell aus Süddeutschland kommt für den Nabu in Hessen nicht infrage. Zwar steht die Haubenlerche auch in Südhessen vor dem Aussterben - doch es seien andere Maßnahmen gefragt.
Eine seltene Haubenlerche sitzt an einem Schutzzaun, der um ihr Brutgebiet gespannt ist. © Marijan Murat/dpa/Archivbild

Um die vom Aussterben bedrohte Haubenlerche zu schützen, beginnt im baden-württembergischen Walldorf im April wieder ein sogenannter Katzen-Lockdown. Auch in Südhessen ist der Vogel mit der charakteristischen Federfrisur bedroht. Für Bernd Petri, Ornithologe und stellvertretender Vorsitzender des Nabu Hessen, wäre eine solche Maßnahme wenig hilfreich, um die Haubenlerche zu retten. «Katzen einzusperren, macht keinen Sinn», sagte Petri.

Nur noch im Süden Hessens gibt es laut Nabu etwa 40 bis 50 Brutpaare. Der Grund für den Rückgang der Vogelpopulation liege am Nahrungsmangel durch schwindende Lebensflächen, sagte Petri. Eine Art Hausarrest für Katzen ändere daran nichts. Die Haubenlerche benötige Brach- und Freiflächen, um an Samen und Insekten zu gelangen. Durch dichte Bebauung, Bepflanzung und intensivierte Landwirtschaft fehle es dem Vogel zunehmend an Habitat. «Es wird gebaut, und danach wird alles begrünt, gedüngt und extrem dicht bepflanzt», sagte Petri.

Oftmals tauche die Haubenlerche vorübergehend an Baustellen auf, wenn der Boden frei liege. So auch in Walldorf in Baden-Württemberg, wo Katzen in einem Teil der Stadt vom 1. April bis Ende August nicht aus dem Haus dürfen. Wie in diesem Fall könne ein «Katzen-Lockdown» vereinzelt hilfreich sein, wichtiger sei allerdings der Erhalt von Rohböden - beispielsweise in Gewerbegebieten oder in der Umgebung von Pferdehöfen. «Es braucht eine Kooperation mit Unternehmen und landwirtschaftlichen Gehöften», sagte Petri.

Während die Haubenlerche global nicht vom Aussterben bedroht ist, ist der Bestand in Deutschland seit den 1980er Jahren dramatisch zurückgegangen. Heute kommt sie hauptsächlich im Nordosten Deutschlands sowie teils in der Oberrheinebene in Südhessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg vor. Bundesweit gebe es schätzungsweise noch 3500 bis 3600 Brutpaare. Einer Sprecherin des hessischen Umweltministeriums zufolge gibt es in allen drei Bundesländern Ansätze und Konzepte, um die Art zu retten.

Bernd Petri zufolge ist der Rückgang der Haubenlerche nicht neu: «Obwohl wir das seit 50 Jahren beobachten, haben wir nichts erreicht, um die Vögel zu retten», sagte der Ornithologe. «Monitoring und Konzepte allein bringen nichts - wir beobachten das Aussterben einer Art», sagte Petri.

© dpa
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