Kurz nach der Eröffnung der von ruangrupa kuratierten documenta war eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt worden. Das Banner «People's Justice» des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi wurde daraufhin abgehängt. Später lösten weitere als antisemitisch interpretierte Kunstwerke scharfe Kritik und Forderungen nach einem Abbruch der Schau aus.
Afisina und Hartono haben im Oktober eine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg angetreten. Die Auffassung, die Indonesier seien nicht genug vorbereitet gewesen auf deutsche Geschichte und die daraus resultierenden Debatten, teilen die beiden nicht. «Das Ziel kann nicht sein, dass wir beigebracht bekommen, Rücksicht auf Antisemitismus als ein spezifisch deutsches Problem zu nehmen, sondern dass wir gemeinsam lernen, Antisemitismus als globales Problem zu erkennen. Wir haben jetzt verstanden, dass wir uns mit der Geschichte des Antisemitismus in der Welt und auch in Indonesien befassen müssen», sagte Afisina.
Hartono ergänzte, es machte keinen Sinn, Kuratoren aus dem Ausland einzuladen und ihnen dann erst mal zu erklären, was gehe und was nicht. «Wenn Sie auf der documenta nur die deutsche Perspektive haben wollen, brauchen Sie keine internationalen Kuratoren zu holen. Laden Sie einfach Deutsche ein: deutsche Kuratoren, deutsche Künstler, keine Probleme, keine Diskussion. Aber wenn Sie ein internationales Format wollen, dann müssen wir diskutieren.»