Wieder mussten in Hanau Tausende Menschen ihre eigenen vier Wände verlassen, Altenheime und Wohnstifte mussten evakuiert werden. Spezialisten des hessischen Kampfmittelräumdienstes haben am Sonntag in der Stadt erneut erfolgreich eine Fliegerbombe entschärft. Der Sperrbereich sei um 14.56 Uhr freigegeben worden, die Menschen könnten wieder nach Hause, teilte ein Sprecher mit. «Wir konnten die Bombe sehr gut entschärfen», sagte Sprengmeister Alexander Majunke. Es sei reibungslos abgelaufen.
Wegen der 500 Kilogramm schweren Bombe hatten zuvor rund 17.000 Menschen im Stadtteil Nordwest ihre Wohnungen verlassen müssen. Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) erklärte, nur einige wenige Bürger hätten nichts von der Notwendigkeit der Evakuierung mitbekommen. Bereits am Samstag waren vier Altenwohnheime und Wohnstifte evakuiert worden.
Zum zweiten Mal innerhalb von zehn Tagen hätten die Sprengmeister einen hervorragenden Job gemacht, teilte Kaminsky nach der Entschärfung mit. Die Evakuierung der Menschen war am Morgen um 9.00 Uhr angelaufen. «Die Hanauerinnen und Hanauer haben sich bei der Evakuierung vorbildlich verhalten», sagte Kaminsky.
«Es ging glimpflich alles über die Bühne», sagte der Oberbürgermeister in einem Statement nach der Entschärfung. Es sei sehr hilfreich gewesen, dass die Sprengmeister sagten, Bombe sei nicht gleich Bombe. So habe man die verantwortbare Chance gehabt, die Entschärfung und die Evakuierung auf den Sonntag zu schieben.
Die britische 500 Kilogramm schwere Fliegerbombe war am Donnerstag bei Bauarbeiten gefunden worden. Der Sperrbereich wurde auf rund 1000 Meter festgelegt. Ein in diesem Radius befindliches Krankenhaus habe aber nicht evakuiert werden müssen. Patienten dort seien in Räumlichkeiten verlegt worden, die in einem sogenannten sicheren Sprengschatten lagen.
Die Rettungskräfte unterstützten nach Worten von Kaminsky am Sonntag mehr als 120 Menschen beim Verlassen ihrer Wohnungen. Es seien rund 750 Rettungskräfte im Einsatz gewesen. Für Anwohner wurde eine Mehrzweckhalle mit Betten und Tischen als Notunterkunft bereit gestellt. Dort seien die Menschen mit Essen und Getränken versorgt worden. Ein Spielwarenhändler hatte zudem Gesellschaftsspiele und weiteres Spielzeug für Kinder spendiert. Knapp 400 Menschen hätten das Angebot angenommen. 200 hätten die Angebote eines kostenlosen Bustransfers angenommen.
Nachdem ein Polizeihubschrauber noch einmal das gesamte Areal abflog, meldete die Stadt um 13.59 Uhr, dass die Evakuierung abgeschlossen war. Um 14.56 Uhr wurde das Areal nach der erfolgreichen Arbeit der Sprengmeister wieder freigegeben und die Menschen konnten in ihre eigenen vier Wände zurück.
Der Sprengkörper war vom Kampfmittelräumdienst als nicht akut gefährlich eingestuft worden. Bereits am Samstag waren die vier Altenwohnheime und Wohnstifte evakuiert worden. Dies sei nötig gewesen, um auch für den Folgetag die Logistikkapazitäten aufrecht zu erhalten.
Nur anderthalb Kilometer von der Fundstelle entfernt war erst kürzlich eine 250 Kilogramm schwere Weltkriegsbombe gefunden und gesprengt worden. Hanau war durch Fliegerbomben im Krieg schwer zerstört worden.