Katholikenrat: Versagen bei Missbrauchsfällen in Mainz

Der Katholikenrat im Bistum Mainz hat die Anfang März vorgestellte Studie zu sexuellem Missbrauch als wichtigen Bestandteil des diözesanen Aufarbeitungsprozesses begrüßt. In einer am Samstag bei der Frühjahrsvollversammlung des Laiengremiums verabschiedeten Stellungnahme heißt es nach Angaben des Bistums, man sei über die hohe Zahl an Tätern und Betroffenen im Bistum sowie dem menschenverachtenden Umgang mit den Betroffenen bestürzt. Die «umfassende und nachhaltige Aufarbeitung» habe «oberste Priorität».
Kerzen brennen vor dem Sonntagsgottesdienst. © Silas Stein/dpa/Symbolbild

Der Anfang März vorgestellten Untersuchung mit dem Titel «Erfahren - Verstehen - Vorsorgen» (EVV) zufolge sind im Bistum Mainz jahrzehntelang Fälle von sexueller Gewalt nicht konsequent verfolgt, teils verschwiegen und verharmlost worden. Für die Studie waren etwa 25 000 Seiten Akten- und Archivmaterial untersucht worden sowie 246 persönliche, schriftliche oder telefonische Gespräche geführt worden. Nach einer statistischen Analyse waren für den Zeitraum von 1945 bis 2019 zunächst 657 Betroffene und 392 Beschuldigte ausgemacht worden. Dann wurde genauer geprüft, wie sich der jeweilige Tatbestand genau darstellt und wie plausibel der Fall erscheint. Letztlich blieben für die weitere Untersuchung 401 Betroffene und 181 Beschuldigte übrig.

Nicht nur Kleriker und kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien schuldig geworden, sondern «ein ganzes System, zu dem auch die kirchlichen Verbände, Pfarreimitglieder, Räte und sogar Familien der Betroffenen gehören» habe versagt, schreibt der Katholikenrat. «Dieser Schuld wollen auch wir uns stellen und alles dafür tun, dass in Zukunft ein solches Systemversagen nicht mehr möglich wird, sowie Übergriffe und Missbrauchstaten verhindert werden.»

Der Katholikenrat ist das höchste Laiengremium in der Diözese Mainz. Das Bistum Mainz liegt zu etwa zwei Dritteln auf hessischem und zu einem Drittel auf rheinland-pfälzischem Gebiet und zählte zuletzt gut 700 000 Kirchenmitglieder.

© dpa
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