Kriminalität in Hessen wieder auf Vor-Corona-Niveau

Während der Corona-Pandemie hatte sich vieles verändert - auch die Kriminalität. Bei vielen Straftaten schrumpften die Fallzahlen. Dieser Effekt ist 2022 vorbei. Für das deutliche Plus im Vergleich zum Vorjahr ist speziell ein Delikt mitverantwortlich.
Peter Beuth (CDU), Innenminister von Hessen, spricht. © Hannes P. Albert/dpa/Archivbild

Die Kriminalität in Hessen hat 2022 nach den beiden Coronajahren wieder Vor-Pandemie-Niveau erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der registrierten Straftaten um knapp 9,7 Prozent auf 368 579 Delikte, wie aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hervorgeht. Die Werte spiegelten das Ende der Corona-Beschränkungen wider, erklärte Innenminister Peter Beuth (CDU) am Mittwoch in Wiesbaden. «Wenn wieder mehr Menschen zusammenkommen, steigt leider auch die Kriminalität.»

Die Aufklärungsquote lag 2022 bei 63,7 Prozent. Von den im Vorjahresvergleich zusätzlichen rund 32.500 Fällen im Jahr 2022 waren rund 57 Prozent Diebstähle, wie Landespolizeipräsident Robert Schäfer erläuterte.

Rechtsextremismus

Die hessische Polizei registrierte im vergangenen Jahr mit 2611 Straftaten insgesamt gut 7 Prozent weniger Fälle politisch motivierter Kriminalität als noch ein Jahr davor. Schäfer betonte, dass der Rechtsextremismus die größte Bedrohung bleibe. Laut PKS waren im Jahr 2022 mehr als 1100 Taten politisch rechts motiviert - darunter vielfach Propagandadelikte, aber auch Gewalt.

Linksextremismus

Mit 241 gemeldeten Fällen ist die Zahl politisch links motivierter Kriminalität 2022 im Vergleich zum Jahr davor um mehr als 30 Prozent gesunken. «Der Rückgang hängt unmittelbar mit den abgeschlossenen Rodungsarbeiten im Dannenröder Forst zusammen», erläuterte das Innenministerium. Aktivisten hatten dort gegen den Ausbau der Autobahn protestiert. Aktionen der Klimaaktivisten der Letzten Generation sorgten 2022 für mehr Fälle von Nötigung oder gefährlichen Eingriffen in den Straßenverkehr.

Angriffe auf Einsatzkräfte

Die Gewalt gegen Einsatzkräfte sei zwar im zurückliegenden Jahr gesunken, bleibe jedoch auf hohem Niveau, sagte Beuth. Den Taten gingen oft niedrigschwellige Kontrollen voraus, die Täter seien meist alkoholisiert. Nach Einschätzung des Ministers schreckten manche vor Gewalt zurück, wenn die Polizisten eine Bodycam tragen. Laut Innenministerium wurden 2022 in allein 1953 Fällen Polizeibeamte zum Ziel tätlicher Angriffe. Registriert werden dabei auch Widerstandshandlungen gegen Vollstreckungsbeamte. Auch Rettungskräfte und Feuerwehrleute wurden Opfer von Gewalt.

Diebstahl

Beim Diebstahl wurde 2022 im Vergleich zum Vorjahr ein deutliches Plus von knapp 20 Prozent auf 111 709 Fälle registriert, wie Schäfer erläuterte. Es habe sowohl mehr Taschendiebstähle, als auch mehr Ladendiebstähle gegeben. Nach den Worten des Landespolizeipräsidenten machen sich bei den gestiegenen Diebstahl-Zahlen nach polizeilicher Interpretation unter anderem die Inflation und stark gestiegenen Lebenshaltungskosten bemerkbar. «Wir rechnen allein dem Diebstahl einen Schaden von 140 Millionen Euro zu», sagte er.

Tatverdächtige

Die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen kletterte um knapp 11 Prozent auf 161.401 Menschen, der Anteil der Frauen beträgt rund ein Viertel, wie Schäfer sagte. Die Zahl der tatverdächtigen Zuwanderer habe sich zwar um 37 Prozent auf 33 598 Menschen erhöht, allerdings handele es sich bei 75 Prozent der Fälle um Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht. «Sorge bereitet uns die Jugendkriminalität», betonte Schäfer. «Die Täter werden jünger und gewalttätiger.» Die Summe der Tatverdächtigen im Alter von unter 21 Jahren habe sich 2022 im Vergleich zum Vorjahr um gut 16 Prozent auf 30.603 erhöht.

Wohnungseinbrüche

Mit dem Ende der Pandemie kletterte im vergangenen Jahr die Zahl der Wohnungseinbrüche wieder nach oben - jedoch laut PKS nur leicht um 417 Fälle auf insgesamt 4275 Taten. Damit blieben die Werte deutlich unter dem Vor-Pandemie-Niveau von 2019 mit 6768 Wohnungseinbrüchen. Minister Beuth wertete dies auch als Erfolg des Ermittlungsdrucks gegen Einbrecher, der etwa mit der Hilfe von Computerprogrammen oder durch länderübergreifende Kooperationen hoch gehalten werde. Es gibt unter anderem eine Software, die Beamten dabei hilft, Einbruchserien zu erkennen und zu stoppen.

Sexueller Missbrauch von Kindern

Straftaten im Zusammenhang mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen haben wie im Vorjahr erneut zugenommen - und zwar um rund 17 Prozent auf insgesamt 8573 Fälle. Die Steigerung liege nach wie vor im Wesentlichen daran, dass US-amerikanische Internet-Provider strafbares Nutzerverhalten melden müssen, wie der Präsident des Hessischen Landeskriminalamtes, Andreas Röhrig, erklärte. Eine spezielle Clearingstelle der Polizei filtere aus der Datenflut möglichst solche Fälle heraus, bei denen schnell gehandelt werden müsse, um einen andauernden sexuellen Missbrauch zu stoppen.

Mord und Totschlag

2022 registrierte die Polizei 13 Morde in Hessen und 35 versuchte Morde. Die Zahl der fahrlässigen Tötungen wird laut PKS mit 66 beziffert. Insgesamt betrachtet habe die Aufklärungsquote bei den Straftaten gegen das Leben 89,0 Prozent betragen, teilte das Ministerium mit.

© dpa
Das könnte Dich auch interessieren
Empfehlungen der Redaktion
Sport news
Zverev über Halbfinalgegner Ruud: «Solider Tennisspieler»
Musik news
Volles Stadion trotz Protest: Rammstein-Konzert in München
Job & geld
Wie Sie einen passenden Strom- oder Gastarif finden
Musik news
Tupac Shakur posthum mit Hollywood-Stern geehrt
People news
Prinz Harrys Kreuzverhör in London beendet
Das beste netz deutschlands
«Raging Bytes»: Vom Krankenbett in die Zombie-Apokalypse
Das beste netz deutschlands
Das sind die neuen Features für iPhones, Macs & Co.
Auto news
Neuer Volvo EX30 ist «bester Sprinter» der Markengeschichte