Hessische Polizei arbeitet künftig mit reformiertem Leitbild

Für welche Werte steht die hessische Polizei? Zu dieser Frage wurden auch die Beschäftigten befragt. Ihre Antworten flossen in ein modernisiertes Leitbild der Polizei ein. Über ein neues Leitmotiv sollen die Werte die Polizisten und Polizistinnen täglich begleiten.
Christian Vögele
Der Vize-Präsident des Frankfurter Polizeipräsidiums, Christian Vögele. © Thomas Jüngel/Polizeipräsidium Frankfurt/dpa

Die hessische Polizei hat mit Hilfe einer Wertekampagne ihr Leitbild reformiert. Demnach wolle sie künftig für 26 Werte einstehen, darunter sieben Leitwerte wie etwa Zuverlässigkeit, Respekt und Kollegialität, erläuterte der Vize-Präsident des Frankfurter Polizeipräsidiums, Christian Vögele, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Vögele hatte die Reform des Leitbildes federführend geleitet. Die Modernisierung des «Wertekompasses» der Polizei zählt zu den 133 Empfehlungen, die eine Expertenkommission abgegeben hatte.

«Aufbauend auf dem bereits vor 25 Jahren entstandenen Leitbild der hessischen Polizei sind ein Leitmotiv und sieben Leitsätze entwickelt worden, die das modernisierte Leitbild griffiger gemacht haben», erläuterte Vögele. Damit solle es aktiver in der Polizei verankert werden, als dies bisher gelungen sei. «Die Inhalte des bisherigen Leitbildes sind nach wie vor aktuell und gut», betonte er. Aus den Reihen der Beschäftigten sei aber unter anderem der Wunsch nach einer kürzeren und griffigeren Darstellung gekommen.

Daneben hat nach den Worten von Vögele bei der Reaktivierung die Frage im Zentrum gestanden: «Wie kann man das Leitbild nachhaltig in unserer Organisation implementieren? Dass es gelebt wird, wahrgenommen wird und Orientierung für das tägliche Handeln gibt?» Bei einer Umfrage zu den Werten der Polizei hätten sich rund 4000 Beschäftigte beteiligt, sagte Vögele. Unter den Top-Werten landeten unter anderem Professionalität, Vertrauen und Wertschätzung.

Auf dem neuen Leitmotiv sind alle Werte zu sehen: Die Wörter in verschiedenen Größen bilden die Zahlen 110, den Polizei-Notruf. Darunter ist zu lesen: «Polizei Hessen - Ihre Sicherheit. Unsere Verantwortung». «Um es zu leben, muss es sichtbar sein», sagte Vögele. Daher tauche das Motiv künftig zu vielen Gelegenheiten im täglichen Dienst auf. Etwa bei der Anmeldung am Computer, auf einer Powerbank zum mobilen Laden der dienstlichen Smartphones oder auch auf dem Streifenwagen. So werde es auch von außen sichtbar.

Die Expertenkommission zur Reform der hessischen Polizei war 2020 eingesetzt worden. Hintergrund waren unerlaubte polizeiliche Datenabfragen im zeitlichen Zusammenhang mit rechtsextremen «NSU-2.0»-Drohschreiben. Zudem hatte es Chats von Polizisten mit rechtsextremen und menschenverachtenden Inhalten gegeben. Eine Hauptforderung der Experten ist, innerhalb der Polizeiorganisation offener über das Fehlverhalten in den eigenen Reihen zu berichten.

Ziel sei es nicht gewesen, die 133 Empfehlungen abzuarbeiten und dann abzuhaken, betonte der Wiesbadener Polizeipräsident Felix Paschek. «Sondern unser Ziel ist es ja, einen positiven Veränderungsprozess in der Polizei zu begleiten, zu steuern und zu stärken.» Paschek leitet die Stabsstelle zur Umsetzung der Empfehlungen.

«Wenn man sich die Nachkriegsgeschichte anschaut, dann dürfte es wahrscheinlich der größte Reformprozess sein, den die Polizei bislang durchlaufen hat», sagte er. Neben dem Leitbild sei das zweite große Thema die Führung. Inzwischen gebe es bei der hessischen Polizei ein neues Auswahl- und Qualifizierungsverfahren für Nachwuchskräfte, die erstmals Führungsverantwortung tragen sollen.

Bei der Umsetzung der Empfehlungen in inhaltliche Konzepte sei die hessische Polizei auf der «Zielgeraden», sagte Paschek. «So wie es ein Leitbild in den polizeilichen Alltag schaffen muss, müssen diese Konzepte in den polizeilichen Alltag integriert werden», ergänzte er. «Und das ist natürlich ein Prozess, der wesentlich länger dauert und der eigentlich auch nie endet, weil das eine Daueraufgabe der Regelorganisation ist.»

Der Veränderungsprozess sei auch «schmerzhaft» gewesen, sagte Paschek. «Es war schon auch eine harte Auseinandersetzung mit uns selbst.» Aber er sei der festen Überzeugung, dass sowohl der Prozess selbst als auch die inhaltlichen Konzepte eine «nachhaltig positive Wirkung auf die Fehler und Führungskultur mit sich bringen werden».

Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Jens Mohrherr, erklärte, der Veränderungsprozess könne nur dann Wirkung entfalten, wenn die Führungskräfte und Innenminister Peter Beuth (CDU) den Polizeibeschäftigten neben Wertschätzung auch spürbare Rückendeckung gäben. «Fehler werden eben nicht einseitig gemacht, sondern sind Bestandteil einer Organisation in der Gesellschaft.»

Die Polizei genieße Umfragen zufolge in der Öffentlichkeit breites Ansehen, betonte Mohrherr. Basis für dieses Vertrauen sei einerseits die hohe charakterliche Integrität der Polizisten und Polizistinnen sowie andererseits eine professionelle, disziplinierte, unvoreingenommene und unbestechliche Arbeit.

© dpa
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