Meyer hört nach 21 Jahren als Nationalmannschaftsarzt auf

Tim Meyer (55) hört als Nationalmannschaftsarzt auf. Er hat in 21 Jahren viel erlebt. Er rühmt Joachim Löw, erlebte einen «Bruch» unter Jürgen Klinsmann und sieht «sportgerechter» lebende Spieler.
Tim Meyer
Der damalige DFB-Arzt Tim Meyer redet während einer Pressekonferenz. © Swen Pförtner/dpa/Archiv

Hansi Flick braucht als Nationaltrainer Richtung Fußball-Europameisterschaft 2024 einen neuen Mannschaftsarzt. Tim Meyer (55) beendet nach der Weltmeisterschaft in Katar seine Tätigkeit beim DFB-Team nach 21 Jahren. «Irgendwann kommt man in ein Alter, in dem man sich vorstellen kann, andere Sachen zu machen als an den Spielfeldrand zu sprinten und Fußballern die Wasserflasche zu reichen», begründet der 55-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur seinen Entschluss. Diesen hatte er Bundestrainer Flick gleich nach dem WM-Aus der Nationalmannschaft auf dem Rückweg aus Katar mitgeteilt.

Als «belastendste» und zugleich «nervigste Zeit» bezeichnet Meyer, Ärztlicher Leiter des Instituts für Sport- und Präventivmedizin der Universität Saarland in Saarbrücken, rückblickend die Corona-Pandemie. «Da entstand schon ein großer Druck. Plötzlich tauchten Spieler auf, die bei Anreise oder wenige Tage später positiv getestet wurden. Und schon ist man als Arzt mittendrin in einem riesigen Trubel von Abstrichen und Kontaktvermeidungen. Da bekommt man schon gelegentlich ein ohnmächtiges Gefühl», erzählt er: «Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen dachte ich im Teamhotel dann: Hoffentlich wacht morgen früh keiner auf und fängt an zu husten.»

Meyer blickt aber auf überwiegend schöne Erlebnisse zurück, wie die Heim-WM 2006, die er als sehr emotional empfand. Ganz oben stehe für ihn aber die WM in Brasilien, «insbesondere weil wir sie gewonnen haben». Bei keinem Turnier davor und danach sei er als Arzt so involviert gewesen in die Vorbereitung wie 2014.

Meyer erlebte während seiner Tätigkeit vier Bundestrainer - von Rudi Völler über Jürgen Klinsmann und Joachim Löw bis zu Flick. «Natürlich waren diese Trainer sehr unterschiedliche Persönlichkeiten», sagt er. Langzeit-Bundstrainer Löw habe er dabei «unheimlich schätzen gelernt. Das Vertrauen, das er gegeben hat, war fürs Arbeiten brillant. Jogi hatte wirklich eine ruhige Hand und konnte delegieren.»

Der Antritt von Klinsmann nach dem EM-Vorrunden-Aus 2004 habe «einen echten Bruch im Management der Nationalmannschaft» bedeutet. «Er hat sehr gepuscht, auf grundlegende Veränderungen gedrängt. Jürgen hat viele Innovationen auf den Weg gebracht, aber auch verschiedene Konflikte ausgelöst durch möglicherweise nicht immer beabsichtigte Kompetenzüberlappungen.»

Was sich aber insgesamt am meisten verändert habe, seien die Spieler gewesen. Die Generation, die in den Nachwuchsakademien der Bundesligisten groß geworden sei, habe «einen ganz anderen Lebensstil erlernt, der wesentlich sportgerechter ist als in früheren Zeiten», bemerkte der scheidende Mannschaftsarzt.

© dpa
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