Norpoth erinnerte daran, dass es der Missbrauchsskandal gewesen sei, der den Synodalen Weg als Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland überhaupt erst ausgelöst habe.
Missbrauchsbetroffene könnten sich zudem nicht ausreichend bei der Aufarbeitung beteiligen. Auch werde das Leid der Menschen nicht genügend mit den Entschädigungszahlungen anerkannt. Rund zwei Drittel der Entschädigungssummen liegen laut Norpoth im Bereich von 20 000 Euro oder weniger. «Damit wird vieles deutlich, aber sicher keine wertschätzende Haltung den Opfern von sexuellem Missbrauch gegenüber, die ihr Leben lang daran zu tragen haben.»
Bischöfe und Personalverantwortliche hätten «die Täterorganisation Kirche zusätzlich zu einem Ort organisierter Kriminalität gemacht», klagte Norpoth. Mit Blick auf die erste zivilrechtliche Klage eines Betroffenen gegen ein deutsches Bistum fragte er: «Müssen Betroffene das Kreuz der Klage auf sich nehmen, damit sie Gerechtigkeit erfahren, eine Gerechtigkeit, die ihnen die Kirche und ihre Verantwortlichen seit Jahrzehnten verwehren oder nur widerwillig zuerkennen?»
Bischöfe sowie Vertreter von Laien, kirchlichen Mitarbeitern und Ordensleuten diskutieren seit Donnerstag auf der vierten Synodalversammlung des Synodalen Wegs. Dabei geht es um die Position der Frauen in der Kirche, um die katholische Sexualmoral, den Umgang mit Macht und das Zölibat.