Mitarbeiter gesucht: Kommunen kämpfen gegen Personalnot

Es fehlen unter anderem Ingenieure, Ärzte oder Kita-Personal: Hessens Städte und Gemeinden können ihre offenen Stellen oft nur schwer besetzen. Werbeplakate und Social-Media-Kampagnen sollen helfen.
Eine allgemeine Stellenanzeige für Arbeitsstellen bei der Kommune Darmstadt steht auf einem Schaufenster. © Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Städte und Gemeinden in Hessen suchen derzeit händeringend geeignete Bewerber für offene Stellen. «Es gibt - wie in allen Branchen - große Probleme», erklärte Michael Hofmeister vom Hessischen Städtetag in Wiesbaden. Genaue Zahlen über vakante Stellen lägen zwar nicht vor. «Wir wissen aber, dass alle Fachbereiche in den Städten betroffen sind.»

Vielen jungen Menschen sei oft nicht bewusst, welche Karrierechancen es in einer Kommune gebe, erläuterte Hofmeister. Der Städtebund mache sich unter anderem dafür stark, die Berufsorientierung etwa an den Schulen zu reformieren und junge Menschen beispielsweise über Praktika zu gewinnen.

Auffällig sei, dass viele Bewerber wichtiges berufliches Rüstzeug nicht mitbrächten, sagte Hofmeister. Es fehlten unter anderem die notwendige Reife, Engagement, Konzentrationsfähigkeit, Kreativität, Verlässlichkeit und Einsatzbereitschaft. «Und das sind keine Einzelfälle», sagt er.

«Insgesamt zeigt sich am Arbeitsmarkt ein verbreiteter Arbeitskräftemangel, sowohl für die Palette der fachlich höher qualifizierten Tätigkeiten als auch für klassische Hilfs- und Helfertätigkeiten», erklärte auch David Rauber, Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebundes. «Wir haben also längst nicht mehr nur den vielzitierten Fachkräftemangel, sondern einen umfassenden Arbeitskräftemangel.»

Städte und Gemeinden berichteten, dass es spürbar weniger Bewerbungen gebe als noch vor wenigen Jahren, ergänzte Rauber. Gleichzeitig führten immer mehr Vorgaben von Bund und Land dafür, dass die Kommunen eigentlich mehr Personal bräuchten. Rauber warb für Kommunen als verlässliche Arbeitgeber, die eine tarifgebundene Bezahlung und geregelte Arbeitszeiten böten. Die Arbeitnehmer hätten Aufgaben, «mit denen man sich auch inhaltlich identifizieren kann, weil sie den Menschen vor Ort zu Gute kommen, indem Wasser aus der Leitung kommt und die Kita zur Verfügung steht».

Die großen hessischen Städte präsentieren sich unter anderem auf ihren Internetseiten, auf Jobportalen, bei Jobbörsen oder über Social-Media-Kanäle als Arbeitgeber, wie eine dpa-Umfrage ergab. Zudem gibt es Plakataktionen und Werbekampagnen, um Bewerber anzulocken.

Bei der Stadt Kassel sind aktuell rund 200 Stellen unbesetzt, was einem Anteil von rund sechs Prozent entspricht, wie ein Sprecher mitteilte. Die Suche nach geeignetem Personal werde zunehmend schwieriger. «Das gilt auch für Ausbildungsplätze», ergänzte er. Die Erfolgsquote der Auswahlverfahren sinke tendenziell, Stellen müssten teilweise mehrfach ausgeschrieben werden.

Insbesondere für die technischen und sozialen Fachbereiche als auch für die allgemeine Verwaltung fehlten qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber. Unter anderem für Ausbildung und Personalentwicklung wurde 2022 sogar ein eigenes Amt - die «Stadt Kassel Akademie» - eingerichtet. Um mögliche Bewerber aufmerksam zu machen gibt es Plakat- und digitalen Werbetafeln im Stadtgebiet.

Bei der Stadt Frankfurt waren zum Stichtag 31. Dezember 2022 von den gut 14.080 Planstellen etwa 1570 unbesetzt, das entspricht gut elf Prozent. Eine zumindest teilweise Verzögerung im Verwaltungsablauf mit längeren Bearbeitungszeiten sei deswegen nicht auszuschließen, erklärte ein Sprecher des Personaldezernats. Während der Coronapandemie sei die Suche nach geeignetem Personal schwieriger geworden.

«Auch perspektivisch wird mit einer zunehmend schwierigeren Bewerbenden-Lage gerechnet», erläuterte der Sprecher. Die Stadt Frankfurt müsse vermehrt Kompromisse bei der Vorauswahl und beim Anforderungsprofil eingehen, um eine Stelle besetzen zu können. «Dies gelingt nicht immer beim ersten Versuch», erklärte er. Stellen müssten öfters ein zweites, wenn nicht sogar ein drittes Mal ausgeschrieben werden. «Die größten Schwierigkeiten bestehen aktuell in den Bereichen IT, Ingenieurwesen, Architektur und Technik sowie im öffentlichen Gesundheitsdienst.»

Nach Angaben des Personalamtes von Wiesbaden ist die Stadt permanent auf der Suche unter anderem nach Ingenieuren und Personal für die Kinderbetreuung. Zunehmend größere Schwierigkeiten gebe es auch, geeignete Ärzte und Ärztinnen, Gärtner und Gärtnerinnen oder Feuerwehrleute zu finden, wie eine Sprecherin erläuterte. Ende Januar gab es insgesamt 65 Vakanzen, wobei bei einzelnen Stellenausschreibungen eine Vielzahl von Mitarbeitenden gesucht werde, etwa Kitapersonal.

In der allgemeinen Stadtverwaltung Darmstadt musste 2022 bei knapp jeder vierten Stellenausschreibung das Verfahren mindestens einmal wiederholt werden, da kein geeigneter Bewerber gefunden wurde, wie ein Sprecher erläuterte. Besonders schwer zu finden seien unter anderem Ingenieure, Erzieherinnen oder Lebensmittelkontrolleure.

© dpa
Das könnte Dich auch interessieren
Empfehlungen der Redaktion
Formel 1
Verstappen in eigener Liga: Start-Ziel-Sieg in Barcelona
Tv & kino
Pokalfinale schlägt Krimi
Musik news
Sonne pur bei Rock am Ring und Rock im Park
Kultur
Konzeptkünstler Hans-Peter Feldmann gestorben
Auto news
Kräftig gestiegen
Internet news & surftipps
Wissing: Maßvolle KI-Regulierung muss schnell kommen
Das beste netz deutschlands
Viele gefälschte Netflix-Nachrichten im Umlauf
Reise
Dinos und Berühmtheiten: Museumstipps von London bis Lolland