In keinem anderen Bundesland sei das Radwegenetz an Landesstraßen in den vergangenen neun Jahren so langsam gewachsen wie in Hessen, so der ADFC. Dies zeige eine Auswertung, die der Verband jüngst mit Daten des Fernstraßenbundesamtes vorgenommen habe. Pro Quadratkilometer Landesfläche seien in Hessen seit 2014 nur 1,3 Meter Radweg an Landesstraßen hinzugekommen - in Baden-Württemberg seien es 6 Meter und beim Spitzenreiter Nordrhein-Westfalen mehr als 20 Meter gewesen. Insgesamt 89 Prozent der Landesstraßen seien in Hessen ohne Radweg - «die drittschlechteste Ausstattung aller Bundesländer», hieß es. In einem politischen Leitantrag fordert der ADFC, dass künftig jährlich 100 Kilometer Radwege an Landesstraßen entstehen müssen. In Hessen wird im Oktober ein neuer Landtag gewählt.
Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) erklärte, die Kritik, dass es an den Landesstraßen zu wenig Radwege gebe, sei berechtigt. Der Radwegebau an Landesstraßen sei in der Vergangenheit «deutlich vernachlässigt» worden. 2014 etwa seien nur 1,7 Millionen Euro in Radwege an Landesstraßen investiert worden, diese Summe sei seither stetig erhöht worden. «In diesem Jahr stehen 13 Millionen Euro und 2024 sogar 17 Millionen Euro, also das Zehnfache, zur Verfügung», so Al-Wazir, der seit 2014 Wirtschafts- und Verkehrsminister in Hessen ist.
Damit die Mittel aber auch verbaut werden können, brauche es «einen Paradigmenwechsel im Straßenbau». Auch deshalb sei bei der Landesstraßenbaubehörde Hessen Mobil eine eigene Abteilung Mobilität und Radverkehr eingerichtet, zusätzliches Personal eingestellt und eine Task Force Radwege gegründet worden. Die Planung von Radwegen sei ähnlich aufwändig wie die Planung von Straßen, so Al-Wazir.