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«Schreckliche Hilfeschreie» bei Messerattacke von Brokstedt

Was geschah genau im Regionalzug bei Brokstedt? Auch am fünften Verhandlungstag bemüht sich das Gericht, ein genaues Bild der Bluttat nachzuzeichnen. Zeugen berichten von einem «Horrorschrei» und von ihrer Flucht.
Gerichtsmikrofone
Mikrofone und Kopfhörer auf einem Tisch in einem Gerichtssaal. © Jonas Walzberg/dpa/Symbolbild

Im Mordprozess um die tödliche Messerattacke im Regionalzug in Brokstedt haben am Montag weitere Zeugen ihre Eindrücke des blutigen Geschehens geschildert. Dabei wird ihre Angst und Panik deutlich - trotz Hilfeschreien versuchten die Zeugen demnach vor dem Täter zu fliehen.

Ein 43 Jahre alter Maschinenbauingenieur und Pendler sei auf die Messerattacken aufmerksam geworden, als ihn der «Horrorschrei» eines Opfers kurz vor Brokstedt plötzlich aus dem Schlaf aufgeschreckt habe, berichtet er. Als Leute an ihm vorbeirannten, habe er aus den Augenwinkeln noch seitlich hinter sich «zwei Schatten auf dem Boden kämpfend» und «Kampfgestöhn» wahrgenommen. Dann sei er den Fahrgästen gefolgt.

Später sah der Zeuge, wie sich der mutmaßliche Täter «mit blutigem Messer hoch in der Hand» in einer Zug-Verbindungstür in hohem Tempo direkt auf einen jungen Mann stürzte, der gerade hindurch wollte. Er habe sich sofort weggedreht und sei weggelaufen, sagte er 43-Jährige. Danach habe er noch «schreckliche Hilfeschreie» gehört: «Bitte helft mir! Bitte hilft mir jemand!»

Kurz nach dem Halt im Bahnhof Brokstedt habe er dann vom Bahnsteig aus gesehen, wie sich die Zugtür öffnete und der mutmaßliche Täter ausstieg, ein Mann mit südländischer Hautfarbe, in blauem T-Shirt und Jeans ohne Messer, wie der Zeuge sagte. Der Mann sei aus dem Zug gestiegen, habe sich hingekniet und den Kopf vorn auf den Boden gesenkt, als würde er beten. Da habe er gedacht: «Jetzt ist es wie im Film, jetzt kommt eine Bombe, jetzt sterben wir alle.» Doch Männer hätten den Mann festgehalten, bis die Polizei gekommen sei und ihn festnahm.

Ein Ausbildungs- und Arbeitskollege des 19-Jährigen, der im Zug mit seiner Freundin getötet wurde, berichtete, wie kurz vor Brokstedt Fahrgäste in Panik durch den Gang auf den Bahnsteig gelaufen seien: «Achtung, er hat ein Messer!» Einige seien dabei nach vorne gerannt, andere ans Ende des Bahnsteigs, einige aufs Gleisbett, sagte er. Wie auch der vorherige Zeuge, habe auch er eine schwer verletzte Frau mit stark blutender Kopfwunde gesehen. Dann seien drei weitere Verletzte, gestützt von anderen, aus dem Zug gekommen.

Vom Tod seines Freundes habe er erst am nächsten Tag erfahren und sei noch immer tief betroffen. Der Freund und dessen Freundin starben an insgesamt über 40 Messerstichen. Auf Fragen beschrieb der Zeuge seinen Freund als «zwischenmenschlich Supertyp, offen, nett, immer hilfsbereit, er hat jeden Streit gemieden». Mit der zwei Jahre jüngeren Frau sei sein Freund erst seit etwa einer Woche zusammen gewesen.

Als der psychiatrische Gutachter fragte, wie sein Freund zu Ausländern gestanden habe, sagte der Zeuge, solange sich die Ausländer an Regeln gehalten hätten, sei alles gut gewesen. Das Opfer sei nie aggressiv oder beleidigend ihnen gegenüber gewesen. Er hätte sich aber gewehrt, wenn jemand handgreiflich geworden wäre.

Der Gutachter soll prüfen, ob der angeklagte 34 Jahre alte Palästinenser Ibrahim A. zur Tatzeit unter einem psychotischen Schub litt und damit möglicherweise schuldunfähig wäre. Der Angeklagte muss sich wegen Mordes in zwei Fällen und vier versuchter Morde verantworten. Er soll am 25. Januar im Regionalzug von Kiel nach Hamburg in der Nähe des Bahnhofs von Brokstedt die 17-Jährige und ihren zwei Jahre älteren Freund erstochen haben. Zwei weitere Frauen und zwei Männer erlitten schwere Verletzungen.

Die Staatsanwaltschaft hält Ibrahim A. für voll schuldfähig. Der Verteidiger dagegen geht von einer schweren psychischen Erkrankung mit einem psychotischen Schub zum Tatzeitpunkt aus. Er beantragte dessen Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie statt in Untersuchungshaft. Die Entscheidung des Gerichts darüber steht noch aus. Der Angeklagte selbst bestritt in der Verhandlung die Morde und eine psychische Erkrankung.

© dpa
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