Chanukkafeier mit Enkeln geflohener jüdischer Familie

Neun Jahrzehnte nach der Flucht der Rabbinerfamilie Posner aus Kiel vor den Nationalsozialisten hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit den Nachfahren das Lichterfest Chanukka gefeiert. Dabei entzündeten er und seine Frau Elke Büdenbender mit dem Enkel Yehuda Mansbach zwei Kerzen am Chanukka-Leuchter der Familie, der durch ein Foto international bekannt geworden ist. «Es ehrt unser Land, dass Sie als Nachfahren von Holocaust-Überlebenden die Mühe und - wie ich weiß - auch den Schmerz auf sich genommen haben, zum ersten Mal nach der Schoah nach Deutschland zu kommen, sagte Steinmeier. «Für eine solche Offenheit, für solche Gesten können wir gar nicht genug dankbar sein.»
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau mit Yehuda Mansbach (r), Enkel von Rabbiner Arthur Posner. © Bernd von Jutrczenka/dpa

Rahel Posner hatte den auf einer Fensterbank in ihrer Kieler Wohnung stehenden Chanukka-Leuchter 1931 fotografiert. Draußen sieht man am Gebäude gegenüber, in dem die Kreisleitung der NSDAP untergebracht war, die gehisste Hakenkreuzfahne. Auf der Flucht nach Palästina nahm die Familie 1933 ihren Leuchter mit. Er steht heute als Dauerleihgabe im Museum zur Zeitgeschichte des Holocausts in Yad Vashem in Jerusalem. Auch das Foto ist dort ausgestellt. Für die jährliche Chanukkafeier erhält die Familie den Leuchter jedes Jahr zurück.

Steinmeier nannte es ein Wunder, dass nach dem Menschheitsverbrechen der Schoah in Deutschland wieder jüdisches Leben blühe. «Wir erleben das wunderbare Geschenk der Versöhnung.» Das Foto zeige die unmittelbar drohende Gefahr, den wachsenden Hass auf Juden. Es enthalte aber auch ein Signal der Widerstandskraft und der Hoffnung.

Heute wachse der Antisemitismus wieder, judenfeindliche Verschwörungsmythen verbreiteten sich teils bis in die Mitte der Gesellschaft, Jüdinnen und Juden würden beleidigt und angegriffen, sagte Steinmeier. «Deswegen müssen wir alle, jede und jeder Einzelne, immer wieder Haltung zeigen gegen jede Form von Antisemitismus. Niemand darf wegschauen.» Auch der Staat müsse wachsam sein - «und unerbittlich in der Verfolgung von Straftaten». Zudem dürfe das Erinnern an den Holocaust niemals nachlassen, betonte Steinmeier.

© dpa
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