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Kerstan warnt vor Kauf von wasserstoffbereiten Gasheizungen

Wer auf wasserstoffbereite Gasheizungen setze, werde ein Fiasko erleben, warnt Hamburgs Umweltsenator Kerstan. Gas werde durch den Emissionshandel immer teurer, Wasserstoff aber nicht verfügbar.
Heizkraftwerk Wedel
Fernwärme-Rohre vom Gelände des Heizkraftwerks Wedel laufen durch ein Waldstück in das Fernwärmesystem Hamburgs. © Christian Charisius/dpa

Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan hat eindringlich vor dem Kauf von wasserstoffbereiten Gasheizungen gewarnt. Jeder, der auf solche Heizungen setze, werde ein Fiasko erleben und das in wenigen Jahren teuer bezahlen, sagte der Grünen-Politiker am Montag bei der Präsentation des Jahresabschlusses der Hamburger Energiewerke. Von 2027 an werden CO2-Emissionen aus Gasheizungen in den Emissionshandel einbezogen. Das bedeute, der Gaspreis werde jedes Jahr steigen - «egal was auf den Weltmärkten passiert», sagte Kerstan, der sowohl Aufsichtsratschef der Hamburger Energiewerke als auch der städtischen Gasnetz Hamburg GmbH ist.

Ganz sicher nicht kommen werde dagegen Wasserstoff als Brennstoff. «Wasserstoff wird bei der Beheizung von Wohnungen in Zukunft keine Rolle spielen», sagte Kerstan. Die vor allem von der FDP in Berlin viel gepriesene Technologieoffenheit sei eine Fata Morgana. «Das ist wirklich unverantwortlich, was da passiert, und ich kann wirklich nur hoffen, dass Bürgerinnen und Bürger sich wirklich nicht in diese (...) Sackgasse treiben lassen.»

Es sei ein Mythos, «dass da irgendwann einmal gegen sämtliche Naturgesetze dieser Welt auf einmal irgendwas möglich wird», warnte Kerstan. Denn wenn man nur 30 Prozent Wasserstoff beimischen wollen würde, was im Moment kein Gasnetzbetreiber in der ganzen Republik auch nur andenke oder plane, «dann müsste man sämtlich Ventile und alle möglichen Verbindungsstücke im Netz erneuern». Bei 100 Prozent Wasserstoff müsste praktisch das gesamte Netz neu gebaut werden - und das bei einem aktuell verschwindend geringen Angebot von Wasserstoff.

Jeder Netzbetreiber, der jetzt Milliarden Euro seiner Eigentümer und Kunden in die Hand nehme, um das Netz für einen nicht vorhandenen Brennstoff auszurüsten, wäre aus Kerstans Sicht sogar ein Fall für den Staatsanwalt. «Das ist Untreue, der macht sich strafbar.» Wie man unter diesen Umständen in Berlin sagen könne, «kauft Euch Gasheizungen, weil in wenigen Jahren bekommt ihr Wasserstoff», sei ihm ein Rätsel. Dafür habe er überhaupt kein Verständnis.

Eine Spitzenrunde der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hatte vor wenigen Tagen nach langem Ringen den Weg frei gemacht für das umstrittene Heizungsgesetz. Gemäß der Einigung sollen das Gebäudeenergiegesetz und ein Wärmeplanungsgesetz gekoppelt werden und beide zum 1. Januar 2024 in Kraft treten. Eine verpflichtende kommunale Wärmeplanung soll bis spätestens 2028 eingeführt werden, so dass Bürger erfahren, ob ihr Haus bald an ein Fern- oder Nahwärmenetz angeschlossen wird oder sie ihre Heizung absehbar auf eine Wärmepumpe umrüsten sollten. Solange keine kommunale Wärmeplanung vorliegt, sollen beim Tausch auch Gasheizungen eingebaut werden dürfen - wenn sie auf Wasserstoff umrüstbar sind. Die FDP hatte zuvor auf Technologieoffenheit gepocht.

Aus seiner Sicht gelingt die Wärmewende vor allem mit Wärmepumpen sowie mit Fern- und Nahwärmesystemen, die ihrerseits wieder aus unterschiedlichsten Energiequellen gespeist werden. Er zählte dazu etwa Flusswärmepumpen, Aquiferspeicher tief im Boden, industrielle Abwärme oder Geothermie. Er betonte jedoch auch, dass Fernwärme nicht das Allheilmittel sei, etwa für Ein- und Zweifamilienhäuser sei sie schon wegen der Kosten eher nicht geeignet. Für den Sommer kündigte er ein Karte an, auf der jeder ablesen könne, ob in seinem oder ihrem Gebiet Fernwärme möglich sein werde. Bereits seit 2016 gibt ein Online-Wärmekataster, in dem die bestehenden Fern- und Nahwärmenetze verzeichnet sind.

Hamburger-Energiewerke-Vertriebsgeschäftsführer Michael Prinz sagte, Ende vergangenen Jahres seien rund 253.000 Haushalte ans Fernwärmenetz angeschlossen gewesen. Bis 2030 sollen 450 Megawatt Leistung oder 100.000 weitere Haushalte auf dann rund 1900 Megawatt Leistung hinzukommen. Die Preise für Fernwärme der Hamburger Energiewerke seien bundesweit hinter Bremen die zweitniedrigsten, betonte Prinz. Er verwies auf eine Erhebung der Arbeitsgemeinschaft Fernwärme (AGFW), wonach im ersten Quartal der Mittelwert in Deutschland bei knapp 160 Euro je Megawattstunde gelegen habe, in Hamburg bei gut 126 Euro.

Im ersten gemeinsamen Geschäftsjahr der zum 1. Januar 2022 fusionierten Unternehmen Hamburg Energie und Wärme Hamburg zu den Hamburger Energiewerken sei ein solides Geschäftsergebnis erzielt worden, sagte der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Christian Heine. Bei einem Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro sei ein Gewinn in Höhe von rund 69,2 Millionen Euro an die Stadt geflossen. Die geplanten Investitionen bis 2027 bezifferte Heine auf rund 1,9 Milliarden Euro.

© dpa ⁄ Markus Klemm, dpa
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