«Wenn ich sehe, dass gut ausgebildete Menschen 370 Euro für eine Vorabprüfung zahlen müssen - nur für die Bewerbung und die Hoffnung auf einen Studienplatz - dann wundert es mich nicht, dass kaum eine Hochschule die Zielquoten für Studierende ohne Abitur erreicht», sagte die Wissenschaftsexpertin der Links-Fraktion, Stephanie Rose.
Hamburgs Hochschulen halten jeweils drei Prozent ihrer Studienplätze für fachlich beziehungsweise beruflich Qualifizierte frei. Um diese zu bekommen, müssen Interessenten in der Regel eine Eingangsprüfung absolvieren. Diese kostet laut Senat an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) 370 Euro, an der TUHH 290 Euro sowie an der UHH und der HCU jeweils 205 Euro.
Eine Veränderung des Systems sieht der Senat nicht vor, verweist auf das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), das Hamburg beim Studium ohne Abitur im Bundesvergleich regelmäßig Spitzenplätze zuweise. «Vor diesem Hintergrund gibt es derzeit keine Planungen der zuständigen Behörden, weitere Maßnahmen zu ergreifen», erklärte der Senat.
«Diese ignorante Haltung ärgert mich, denn viele junge Menschen wollen sich weiterbilden und viele bringen auch die Voraussetzungen für eine solche Bewerbung mit», sagte dagegen Rose. «Wir brauchen jetzt eine gezielte Information über die Möglichkeiten eines solchen Studiums und wir brauchen eine gute soziale Infrastruktur, damit der Hochschulzugang ohne Abitur nicht länger ein leeres Versprechen, sondern eine echte Bildungschance wird.»
Aus Sicht der Universität könnten dem «Abendblatt»-Bericht zufolge die «positive Entwicklung des Arbeitsmarkts und die damit einhergehenden zunehmenden Möglichkeiten der persönlichen Weiterentwicklung im Beruf» Gründe für die sinkende Zahl der Studierenden ohne Abitur sein. Die HAW wiederum glaube, dass die geringe Nachfrage daran liege, dass die Zielgruppe in der Regel Geld verdiene und nur ungern in ein unbezahltes Studium wechsle.