Barmer-Report zeigt Belastung der Pflegekräfte in Pandemie

Die Corona-Pandemie hat den Pflegekräften viel abverlangt. Dabei traf das Virus laut Experten auf eine Berufsgruppe, die durch hohe Arbeitsbelastung bereits erschöpft war. Sie fordern, die Pflegeberufe attraktiver zu machen.
Ein Betreuer geht in einem Pflegeheim mit einer Bewohnerin über den Flur. © Bernd Weißbrod/dpa/Symbolbild

Die Zahl psychischer Erkrankungen ist bei Beschäftigten in den stationären Hamburger Pflegeeinrichtungen während der Corona-Pandemie stark gestiegen. Mit 282 Erkrankten je 10.000 Beschäftigte waren Pflegekräfte in Pflegeheimen im Sommer vergangenen Jahres fast vier Mal häufiger betroffen als Menschen anderer Branchen, wie aus dem am Donnerstag vorgelegten Barmer-Pflegereport 2022 hervorgeht. In den anderen Branchen lag die Zahl den Angaben zufolge bei 75 Fällen pro 10.000 Beschäftigte.

Die Zahlen zeigten, dass Pflegekräfte durch die Pandemie hohen Belastungen ausgesetzt gewesen seien, sagte die Landesgeschäftsführerin der Barmer Hamburg, Susanne Klein. «Dabei sind sie weit über ihre Belastungsgrenzen gegangen.» Zugleich warnte sie vor einer weiteren Abwanderung qualifizierter Pflegekräfte. «Für die Zukunft brauchen wir nicht nur wirksame Schutzkonzepte, sondern auch attraktivere Arbeitsbedingungen.»

Nach Ansicht der Vorsitzenden des Hamburger Pflegerats, Katrin Blanck-Köster, sind die Folgen der coronabedingten Belastungen für die Pflegenden in den stationären Einrichtungen noch deutlich zu spüren. «Da sind noch viele Traumata aufzuarbeiten.» Auch die hohe Sterblichkeit unter den Bewohnern der Einrichtungen und deren Vereinsamung durch Besuchsverbote habe viel persönliche Zuwendung abverlangt. «Durch die Vereinsamung der Menschen musste das vom Pflegepersonal mit geleistet werden.» Dabei sei Covid-19 in den stationären Einrichtungen auf Beschäftigte gestoßen, die aufgrund der Arbeitsbelastungen «schon erschöpft waren».

Dies alles führe dazu, dass viele ausgebildete Pflegekräfte schon nach wenigen Jahren in andere Berufe wechselten, sagte Marion Harnisch, Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft Hamburg. Die Abwanderung sei «dramatisch». Um dem entgegenzuwirken, müsse die Attraktivität der Pflegeberufe erhöht werden.

Harnisch forderte, die Durchlässigkeit zwischen der dreijährigen Ausbildung zur Pflegefachkraft und dem dualen Studiengang Pflege zu erhöhen. Außerdem müsse dem zunehmenden Wunsch junger Pflegekräfte entsprochen werden, in Teilzeit zu arbeiten. «Es geht darum, Bedingungen zu schaffen, die es den Menschen ermöglichen, gerne in der Pflege zu arbeiten.»

© dpa
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