Nach der Rekordmenge von mehr als 19 Tonnen Kokain im Vorjahr haben Hamburger Zollfahnder in diesem Jahr rund 9,5 Tonnen der Droge sichergestellt. «Die Ermittlungen zu den Hinterleuten laufen bei der Zollfahndung mit Hochdruck», sagte der stellvertretende Leiter des Zollfahndungsamtes Hamburg, Matthias Virmond, am Donnerstag. Die größte Einzelmenge hatten die Beamten Ende Januar in einem Container mit Bananen aus Ecuador gefunden: gut 2,6 Tonnen.
Eine weitere Lieferung von 2,3 Tonnen der Droge ließen die Hamburger Zöllner in Absprache mit Behörden in Peru und den Niederlanden zum großen Teil weiter nach Rotterdam transportieren. Das ermöglichte der Polizei Anfang September, den mutmaßlichen Organisator des Schmuggels in Köln festzunehmen. Auch das Kokain wurde schließlich sichergestellt.
Zwei andere große Drogenlieferungen passierten die Hansestadt unbemerkt, wurden dann aber in Bayern und Tschechien entdeckt. Zollbeamte in Aschaffenburg fanden im Juni mehr als eine Tonne Kokain in einem Container mit Medizinprodukten aus der Dominikanischen Republik. In zwei Supermärkten in Nordostböhmen stellten tschechische Beamte im selben Monat 840 Kilo des weißen Pulvers sicher. Das Rauschgift war in einer Bananenlieferung aus Kolumbien verborgen.
Kurz vor Jahresende gab der Zoll noch einen Mega-Fund bekannt: dreieinhalb Tonnen Kokain. Im November hatten die Beamten demnach in einem Container aus Ecuador gut zwei Tonnen der Droge zwischen Thunfischkonserven sichergestellt. Nur wenige Tage später fanden sie in zwei Containern aus Brasilien, die mit Säcken voller Metallgranulat beladen waren, mehr als anderthalb Tonnen Kokain. «Die Sicherstellung dieser beiden Großmengen belegt erneut den anhaltend hohen Zufuhrdruck von Kokain nach Europa», sagte Virmond. Das Rauschgift habe einen Wert von mindestens 100 Millionen Euro.
Bei rund neun Millionen Containern, die jährlich im Hamburger Hafen umgeschlagen werden, sei es unvermeidbar, dass Schmuggelware auch mal durchlaufe, erklärte der Sprecher des Zollfahndungsamtes Hamburg, Stephan Meyns. Wichtig sei, dass die «zweite Linie» der Drogenbekämpfung funktioniert habe. Somit landeten nicht alle Drogen, die die Häfen passierten, auf dem Schwarzmarkt. Das Zollfahndungsamt Hamburg ist für sämtliche Containerhäfen an der deutschen Nord- und Ostseeküste zuständig.
Im Februar 2021 hatten die Beamten in Hamburg 16 Tonnen Kokain in Containern aus Paraguay entdeckt. Es habe sich um die größte jemals in Europa sichergestellte Kokainmenge gehandelt, hieß es. Die Container sollten angeblich Dosen mit Spachtelmasse enthalten. Zu den Kokain-Funden 2022 sagte Meyns: «Wir stellen fest, dass sich die Zahl der größeren Sicherstellungen deutlich erhöht hat.»
Erhöht hat sich nach Angaben des Zollfahndungsamts auch der Wirkstoffgehalt des auf der Straße gehandelten Kokains. Es werde fast gar nicht mehr gestreckt, der Reinheitsgrad betrage mehr als 80 Prozent. Der Preis liege aber weiterhin bei etwa 50 Euro pro Gramm.