Hamburg kann sich über eine milliardenschwere Dividendenzahlung von der Containerreederei Hapag-Lloyd freuen. Der Vorstand habe der voraussichtlich am 3. März tagenden Hauptversammlung eine Ausschüttung von 63 Euro je Aktie vorgeschlagen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Bei einem Anteil der städtischen Beteiligungsgesellschaft HGV von 13,9 Prozent bedeutet dies für die Hansestadt ein Geldregen von voraussichtlich mehr als 1,5 Milliarden Euro. Über mehr als doppelt so viel Geld kann sich Investor Klaus-Michael Kühne freuen, der 30 Prozent der Hapag-Lloyd-Aktien hält. Insgesamt würden 11,1 Milliarden Euro ausgeschüttet.
«Wir versuchen, die positiven Einmaleffekte der Hapag-Lloyd-Dividende in den Budgets von Stadt und Konzern zu verstetigen und nutzen sie im Zeitfenster 2023 bis 2026, um wichtige Investitionen in der Stadt tätigen zu können - vom Wohnungsbau, über den Schulbau, den Klimaschutz und die Mobilitätswende», sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Die Dividende helfe auch bei der Kompensation der in der Pandemie entstandenen hohen Verluste beim ÖPNV, die in der Energiekrise fortdauerten und leider aufwüchsen.
«Mit dieser gemeinsamen Anstrengung in Kernhaushalt und Konzernbilanz schaffen wir es, die Mittel für Innovation und Investition in den Haushalten 23/24 und 25/26 auf Milliarden-Höhe zu steigern», sagte Dressel. Diesen Weg werde Rot-Grün weitergehen - «gerne weiter mit der Handelskammer, wichtigen Stakeholdern aus Wirtschaft und Wissenschaft». Handelskammer-Präses Norbert Aust hatte zuletzt bei der «Versammlung eines Ehrbaren Kaufmanns» eine Milliarde Euro für Innovationen gefordert - und sagte nun: «Wenn nicht jetzt, wann dann?!» Die Hapag-Lloyd-Dividende sei eine riesige Chance für die Zukunft des Wirtschafts- und Innovationsstandorts Hamburg.
«Die hohen Einmalgewinne aus der Hapag-Lloyd-Beteiligung müssen jetzt zielgerichtet zur Stärkung der Zukunftsfähigkeit der Stadt eingesetzt werden», forderte der haushaltspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Thilo Kleibauer. Es könne nicht sein, dass der rot-grüne Senat Dividenden in Milliardenhöhe kassiere und gleichzeitig die Mittel für Landesforschungsförderung im laufenden Haushalt stark reduziere. «Die positiven Einmaleffekte durch die Sondersituation in der Containerschifffahrt dürfen vom Finanzsenator nicht genutzt werden, um strukturelle Probleme zu kaschieren oder vermeintliche Wahlgeschenke in den nächsten beiden Jahren zu finanzieren.»
Der Linken-Haushaltsexperte Norbert Hackbusch sagte, die Stadt könne das Geld natürlich gut gebrauchen, könne so technologische Projekte anstoßen, um auch die sozial-ökologische Transformation voranzutreiben. «Mit der Summe kann aber auch ein großer Teil einer zukünftigen Stadtbahn finanziert werden. Nicht zu vergessen die Investitionen in eine zukunftsfähige Energiepolitik mit der Bestückung der Dächer mit Photovoltaik-Anlagen.» Gleichzeitig wies er aber darauf hin, dass Hamburg noch deutlich mehr Geld erhalten würde, wenn die Reederei normal Steuern zahlen würde statt ihre Gewinne über die 1999 eingeführte Tonnagesteuer zu ermitteln.
Hamburgs FDP-Chef Michael Kruse forderte den rot-grünen Senat auf, sich um die Zukunftsfähigkeit des Hafens als Innovationsmotor zu kümmern. «Die mangelhaften Investitionen in die Hafeninfrastruktur im letzten Jahrzehnt haben Spuren in der Wettbewerbsfähigkeit hinterlassen», sagte der Bundestagsabgeordnete. Wenn Hamburg zukünftig einen innovativen Energiehafen mit internationaler Bedeutung haben wolle, dann müsse der Senat jetzt ein Konzept dafür vorlegen. «Gemäß dem Prinzip «Hafen finanziert Hafen» wäre die Hapag-Milliarde dort gut investiert.»
Bereits im vergangenen Jahr hatte die Stadt von den sprudelnden Gewinnen der Reederei mit ihren 252 Containerschiffen und weltweit rund 14 500 Beschäftigten profitiert. Damals schüttete Hapag-Lloyd 35 Euro je Aktie aus. Dies bedeutete rund 800 Millionen Euro für die Stadtkasse. Hamburg war 2008 bei der Reederei eingestiegen, um das damals kriselnde Unternehmen in der Hansestadt zu halten.
Einen noch größeren Gewinn fuhr die dänische Reederei Maersk ein. Sie verbuchte im abgelaufenen Jahr dank hoher Frachtpreise für Transporte auf See und einer starken Nachfrage einen Gewinn von 27,3 Milliarden Euro, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Jahreszahlen hervorging. Das entsprach etwa dem Zehnfachen des Gewinns von 2020.