Verdächtiger vor Angriff in Zug psychiatrisch beurteilt

Wenige Tage vor der tödlichen Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg ist der mutmaßliche Täter psychiatrisch beurteilt worden - ohne dass dabei besondere Auffälligkeiten festgestellt wurden. Schon im Rahmen seiner knapp einjährigen Untersuchungshaft wegen eines Gewaltdelikts sei er in der Hamburger Justizvollzugsanstalt Billwerder psychiatrisch betreut worden, teilte die Hamburger Justizbehörde am Donnerstag mit. Grund für die Betreuung seien Tätlichkeiten gewesen, in die er zwei Mal während der Haft verwickelt gewesen sei.
Eine Regionalbahn fährt im Bahnhof von Brokstedt ein. © Marcus Brandt/dpa

«Ein Psychiater hat kurz vor der Entlassung keine Fremd- und Selbstgefährdung festgestellt», sagte eine Behördensprecherin. Deshalb habe es auch keine belastbaren Anhaltspunkte dafür gegeben, eine rechtliche Betreuung zu beantragen oder den Sozialpsychiatrischen Dienst einzuschalten. «Anders als bei der Außervollzugsetzung eines Haftbefehls bestehen bei der Aufhebung eines solchen keine Möglichkeiten, Auflagen oder Weisungen zu erteilen.»

Das Landgericht Hamburg hatte den Haftbefehl gegen den 33 Jahre alten staatenlosen Palästinenser den Angaben zufolge am Donnerstag vergangener Woche aufgehoben, da eine gegen ihn verhängte, aber noch nicht rechtskräftige Freiheitsstrafe durch die Untersuchungshaft bereits fast vollständig verbüßt war.

Am Mittwoch soll der Mann dann in dem Regionalzug mit einem Messer auf andere Fahrgäste eingestochen haben. Eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger wurden getötet, fünf weitere Reisende teils schwer verletzt. Andere Fahrgäste hatten den Angreifer schließlich überwältigt.

Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) sprach den Opfern und Angehörigen am Donnerstag ihr «tiefstes Mitgefühl» aus. «Auch wir werden unseren Beitrag dazu leisten, dass diese schreckliche Tat von den zuständigen Behörden aufgeklärt wird», sagte sie. «Alle betroffenen Behörden der verschiedenen Bundesländer sind mit der gründlichen Sachverhaltsklärung beschäftigt und im engen Austausch.»

Auch der Justizausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft werde sich bei seiner nächsten Sitzung mit dem Fall beschäftigen. «Dort werden wir auch zum aktuellen Stand berichten», sagte Gallina.

© dpa
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