Harsche Kritik an Betreiber der Bahnstrecke Kiel-Lübeck

Streckenbetreiber im Fokus der Kritik: Im Wirtschaftsausschuss des Landtags regt sich viel Unmut wegen der Zugausfälle zwischen Kiel und Lübeck. Sie bedeuten für das Unternehmen nicht nur Imageverluste, sondern werden auch teuer.
Ein Zug fährt aus einem Bahnhof. © Federico Gambarini/dpa/Archivbild

Wegen der vielen Zugausfälle auf der Bahnstrecke Kiel-Lübeck ist der neue Betreiber Erixx Holstein in der Landespolitik auf harsche Kritik gestoßen. «Wir sind natürlich nicht damit einverstanden, wie das Ganze gelaufen ist», sagte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Landtags. Der CDU-Politiker Lukas Kilian meinte, der Einstand des Unternehmens auf dem schleswig-holsteinischen Markt hätte aus Kundenperspektive nicht schlechter ausfallen können.

Vertreter von Erixx führten erneut Personalnot als Hauptgrund für die Zugausfälle an. Madsen kritisierte vor diesem Hintergrund die Kommunikation, die sehr schlecht gewesen sei. Bei Problemen müsse man diese offensiv von sich aus schildern und darlegen, wie sie abgestellt werden sollten.

Die Zugausfälle werden erhebliche finanzielle Folgen für Erixx haben. «Wir werden hohe Strafzahlungen haben», sagte der Chef des Mutterkonzerns Netinera, Jost Knebel. «Wir reden über mehrere Hunderttausend Euro.» Hinzu kommt das Ausbleiben von Zahlungen, weil vereinbarte Leistungen nicht erbracht wurden. Anspruch des Unternehmens sei es, den Fahrplan pünktlich zu bedienen. Knebel entschuldigte sich dafür, dass die Kommunikation anfangs nicht gut gewesen sei.

Mehrere Abgeordnete betonten, dass es in erster Linie nicht um Geld gehe, sondern darum, dass der Verkehr funktioniere. «Wir möchten keine Strafzahlungen, sondern einen guten Verkehr haben», bekräftigte der Geschäftsführer des Nahverkehrsverbundes Nah SH, Arne Beck.

Seit Übernahme der Strecke durch Erixx im Dezember müssen Reisende erhebliche Behinderungen in Kauf nehmen. Bis zum 5. Februar gilt ein Ersatzfahrplan, demzufolge an allen Wochentagen zu gleichen Zeiten Züge nicht fahren. Ab 6. Februar sollen sie zumindest tagsüber nach regulärem Plan unterwegs sein. «Das darf gerne viel schneller gehen», sagte der CDU-Abgeordnete Kilian. «Wir haben eine Leistung eingekauft, die nicht erbracht wird.» Das Unternehmen müsse alle Hebel in Bewegung setzen.

Laut Erixx sollen zwischen Kiel und Lübeck ab März wieder in vollem Umfang Züge rollen. Mit mehr Personal will das Unternehmen seine Probleme in den Griff bekommen. Laut Konzernchef Knebel hätten zur Betriebsaufnahme die bis dato bereitstehenden 50 der angestrebten 70 Triebfahrzeugführer ausgereicht, von der Strecke nach Kiel-Oppendorf abgesehen. Dann sei eine Krankheitswelle mit bis zu 20 Prozent Ausfall ausgebrochen. «Das ist nicht auszugleichen.» Lokführer seien Mangelware. Extrem hoch sei in Schleswig-Holstein auch die Durchfallquote bei Bewerbern. Mehrere Abgeordnete mutmaßten, dies könne auch an der Ausbildung liegen.

Für Ex-Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) ist Erixx sehenden Auges in die missliche Situation geraten, weil es früh auf nicht verlässliche Verträge mit Leihlokführern gesetzt habe. Der SPD-Politiker Thomas Hölck sieht das ähnlich. Aus seiner Sicht hätte auch das Ministerium besser aus Erfahrungen mit Defiziten nach früheren Anbieterwechseln lernen sollen.

Der Geschäftsführer von Erixx Holstein, Nicolai Volkmann, erläuterte die Anstrengungen für Personalgewinnung und Ausbildung. Mit dieser habe das Unternehmen sofort nach dem Zuschlag für die Strecke 2021 begonnen. Es gebe aber zu wenig Leute, die sich für den Lokführer-Beruf interessierten, besonders auch wegen der Arbeitszeiten. Bis Mitte November sei das Unternehmen dennoch davon ausgegangen, dass alle 70 angestrebten Lokführer zur Verfügung stehen würden. Dann habe es auch kurzfristige Absagen gegeben. Volkmann bekräftigte, dass Fahrgäste eine finanzielle Entschädigung bekommen sollen. Anfang Februar werde dafür eine Lösung vorgestellt.

© dpa
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