HSV-Streit: Dinsel kandidiert nicht für AG-Aufsichtsrat

Der Widerstand gegen den neuerlichen Einzug von Detlef Dinsel in den Aufsichtsrat der HSV AG war groß. Fans, Mitglieder und Anteilseigner waren gegen ihn. Der Finanzexperte zog nun die Konsequenzen.
Das HSV-Logo an der Hausfassade des Hauptgebäudes des HSV Campus in Hamburg. © Christophe Gateau/dpa/Archivbild

Ein Streitpunkt auf der Führungsebene der HSV Fußball AG hat sich erledigt. Der von Fans, Mitgliedern und Anteilseignern kritisch gesehene Unternehmer Detlef Dinsel verzichtet auf eine Kandidatur für den kommenden Aufsichtsrat. Das bestätigte der Fußball-Zweitligist aus der Hansestadt am Mittwochabend mehreren Hamburger Medien nach einem Gespräch zwischen Dinsel und den Präsidiumsmitgliedern des Muttervereins Hamburger SV e.V.

«Um die Debatte zur Besetzung des Aufsichtsrats im Sinne des HSV zu beruhigen und den Fokus auf das Erreichen der sportlichen Ziele zu legen, steht Detlef Dinsel für die anstehende Wahl des Aufsichtsrats der HSV Fußball AG nicht mehr zur Verfügung. Dies teilte der 62-Jährige dem Präsidium des HSV im Anschluss an ein gemeinsames Gespräch mit, welches auf Initiative von Marcell Jansen, Bernd Wehmeyer und Michael Papenfuß geführt wurde», hieß es in einer Mitteilung des Vereins.

Dinsel reagierte mit seinem Schritt auf den breiten Widerstand von Fans, Mitgliedern und Anteilseignern wie dem Investor Klaus-Michael Kühne. Die neue Zusammensetzung des Aufsichtsrats der ausgegliederten Profifußball-AG ist ein so großes Streitthema, dass vor zwei Wochen die Hauptversammlung der Gesellschafter ergebnislos abgebrochen wurde. Eine als Friedenstreffen deklarierte inoffizielle Zusammenkunft der Gesellschafter findet laut «Hamburger Abendblatt» nun am 24. Februar statt.

Dinsels Mandat endete mit der Hauptversammlung Anfang Februar. Seitdem hat das Gremium aktuell nur sechs statt wie vorgesehen sieben Personen. Der Aufsichtsrats-Chef Marcell Jansen - Präsident des Mehrheitsgesellschafters HSV e.V. - wollte Dinsel gern in dem Kontrollgremium behalten. Dieser hatte im Januar 2022 auf Empfehlung Jansens den Sitz im Aufsichtsrat von Thomas Wüstefeld übernommen, nachdem dieser zum Finanzvorstand berufen worden war.

Medizin-Unternehmer Wüstefeld ist selbst Anteilseigner. Auch er ist umstritten. Im vergangenen September trat der 54-Jährige nach knapp zehn Monaten von seinem Vorstandsposten wieder zurück. Mit Sportvorstand Jonas Boldt lag er im Dauerstreit.

Wüstefeld ist ebenso wie Jansen ein Befürworter Dinsels. Zuletzt hatten sich die Proteste gegen den Unternehmer verschärft. Beim jüngsten Auswärtsspiel des HSV in Heidenheim (3:3) hielten Hamburger Fans ein Plakat mit der Aufschrift «Für einen dinselfreien Aufsichtsrat» hoch. Der Förderkreis Nordtribüne, ein Zusammenschluss aus der aktiven Fanszene, kritisierte den Finanzexperten in einem Schreiben scharf.

Dinsel war schon bei der Mitgliederversammlung des Vereins im Januar zu wenig Bezug zum HSV und zu Hamburg vorgeworfen worden. Zudem wurde daran erinnert, dass er 2019 als Aufsichtsrat des Bundesligisten FC Augsburg seine Anteile an einen US-Investor verkauft hatte. Vom Dinsel-Rückzug könnte theoretisch Lena Schrum profitieren. Sie ist die einzige Frau im Aufsichtsrat. Schrum war von Jansen in das Gremium geholt worden, doch soll sie dem 37 Jahre alten HSV-Präsidenten zuletzt kritisch gegenüber gestanden haben. Daher soll sie nach Jansens Willen aus dem Aufsichtsrat ausscheiden.

Ex-Profi Jansen ist aktuell Aufsichtsratsvorsitzender. Doch ist er ebenso umstritten, gerade wegen seiner Nähe zu Dinsel und Wüstefeld. Die Anteilseigner hatten ihm im vergangenen Herbst bereits das Vertrauen entzogen, auf der Mitgliedersammlung im Januar musste er sich als HSV-Präsident zwei Abwahlanträgen stellen.

Nach der Versammlung hatte Jansen bereits angedeutet, seinen Posten als Chef des Kontrollgremiums abgeben zu können. Als Nachfolger sind laut «Hamburger Abendblatt» Vizepräsident Papenfuß und Stephan von Bülow im Gespräch. Von Bülow ist CEO der Block-Gruppe und soll ebenso wie der frühere Ultra Henrik Köncke neu in den Aufsichtsrat einziehen. Das derzeitige Mitglied Andreas Peters wird dem nächsten Aufsichtsrat nicht mehr angehören.

Nach dem Verzicht Dinsels wären damit zwei Plätze in dem Siebener-Gremium frei. Ein Termin für eine neue AG-Hauptversammlung, auf der der neue Aufsichtsrat benannt wird, steht noch nicht fest.

© dpa
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