Aufstiegskampf in 2. Liga: Viele können, nur der HSV muss

Für den Hamburger SV zählt nur der Aufstieg. Fünf Zweitliga-Jahre sind genug. Dass dies kein Selbstläufer ist, zeigt die Hinrunde. Vor der Rückrunde hat der HSV noch einige Konkurrenten zu fürchten.
Trainer Tim Walter will den Hamburger SV endlich wieder in die Bundesliga zurückführen. © Christian Charisius/dpa/Archivbild

Alle wollen, einige können - und einer muss: Kein Verein aus der 2. Fußball-Bundesliga hat vor der Saison so offensiv das Ziel Aufstieg für sich gesetzt wie der Hamburger SV. Auch vor dem Rückrunden-Auftakt hat sich an der Vorgabe nichts geändert. Der gefühlte Erstligist, gefangen im Körper eines Zweitligisten, will nach vier vergeblichen Anläufen seit dem Abstieg 2018 vom Sommer an endlich auch offiziell wieder zur deutschen Fußball-Oberschicht gehören.

«Wir sind bereit, die Herausforderung anzunehmen. Die Herausforderung, die wir letztes Jahr fast geschafft hätten. Die Herausforderung, einen weiteren Schritt zu gehen, um endlich das langersehnte Ziel, die Bundesliga, zu erreichen», hatte Sportvorstand Jonas Boldt (41) am Samstag bei der Versammlung des HSV e.V. ver- und den Mitgliedern aus dem Raute-Herzen gesprochen. Auch die Konkurrenz weist den Hamburgern die Favoritenrolle zu. «Gut, ich hatte den HSV im Sommer genannt - und ich bleibe dabei, er ist der erste Anwärter», sagte Trainer Frank Schmidt (49) vom Tabellendritten 1. FC Heidenheim dem «Kicker».

In jedem Fall wird der Aufstieg für die Hamburger und Trainer Tim Walter (47) kein Selbstgänger. Der HSV startet am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) gegen Eintracht Braunschweig nur als Zweiter in die zweite Saisonhälfte. Tabellenführer Darmstadt 98, Heidenheim, der Vierte 1. FC Kaiserslautern oder Hannover 96 lauern auf Schwächephasen der Hamburger - und die kamen in unschöner Regelmäßigkeit.

Dreimal waren sie auf einem Aufstiegsplatz in Saisonteil zwei gegangen, dreimal landeten sie am Ende auf Platz vier. In der vergangenen Saison behielt der HSV seinen dritten Rang aus der Hinrunde, verpasste es aber, in der Tabelle nach oben und direkt in die Bundesliga zu klettern. Den Umweg über die Relegation versperrte Hertha BSC.

Gegen einen Aufstieg würde sich auch die HSV-Konkurrenz nicht wehren. Neben ihrem Wollen steht aber nicht ein unbedingtes Müssen. «Wenn es am Ende nicht klappen sollte, wäre das überhaupt kein Beinbruch», meinte Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch (61). 96-Trainer Stefan Leitl (45) hatte bei seinem Amtsantritt in Sommer den Aufstieg binnen drei Jahren als Ziel genannt. Hannovers Samstags-Gegner 1. FC Kaiserslautern bleibt als Zweitliga-Aufsteiger bescheiden. Einen Durchmarsch bezeichnet Trainer Dirk Schuster als «realitätsfern». Ebenso will sich Heidenheims Schmidt trotz der besten Zweitliga-Hinrunde keinen Träumereien hingeben.

Das Mehr-Geld in der 1. Liga können aber alle Vereine gut gebrauchen. «Ein Aufstieg bedeutet auf allen Ebenen Erlössteigerungen. Die Medienerlöse, die den größten Anteil ausmachen, verdreifachen sich ungefähr», sagte Darmstadt-Chef Fritsch und rechnete für seinen Verein vor: «Das wären bei jetzt rund zwölf Millionen Euro etwa 36 Millionen Euro.»

Wenn es um die Finanzen der einstigen europäischen Fußball-Größe HSV geht, fällt seit Jahren auch das Adjektiv «klamm». Doch nun hatte der neue HSV-Finanzvorstand Eric Huwer (39) den Mitgliedern am Samstag Erfreuliches zu berichten. Erstmals seit elf Jahren beendete die Fußball AG ein Geschäftsjahr mit einem Plus, insgesamt etwa einer Million Euro. Die Schulden konnten auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren gedrückt, das Eigenkapital auf 35 Millionen Euro erhöht werden. «Wir sind auf einem guten Weg», sagte er.

In der 2. Bundesliga sind es besonders die Fans, die den HSV hohe Einnahmen sichern. Beinahe jedes Heimspiel ist ausverkauft. Zur Partie gegen Eintracht Braunschweig sind schon wieder mehr als 54 000 Tickets abgesetzt worden. Die Hamburger haben laut Huwer den sechsthöchsten Zuschauerschnitt der Erst- und Zweitligisten. In dieser Rangliste sind der HSV und seine Fans schon erstklassig. Nun muss nur noch die Mannschaft nachziehen.

© dpa ⁄ Claas Hennig, dpa
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