Nach der Corona-Zwangspause hat Berlin am Samstag erstmals wieder eine Silvesterparty mit Publikum am Brandenburger Tor vorbereitet. Zum Jahreswechsel strömten nach Angaben von Visit Berlin auch viele Touristen in die Hauptstadt, so dass Hotels 80 bis 90 Prozent Auslastung erwarteten. Allerdings meldete die Feuerwehr schon tagsüber zehn Einsätze wegen Pyrotechnik und mehrere Verletzte. Hunderte Einsatzkräfte waren in Bereitschaft und erwarteten eine unruhige Nacht.
Die Feier am Brandenburger Tor war deutlich kleiner angelegt als in früheren Jahren. Für die Show unter dem Motto «Celebrate at the Gate» auf dem Pariser Platz musste man vorab ein Ticket buchen. Mit 2500 Menschen war die Feier ausgebucht. Dennoch war der Andrang am Brandenburger Tor bereits am frühen Abend groß. Zahlreiche Besucher waren ohne Ticket gekommen und suchten Einlass. Die Polizei rief mit Durchsagen dazu auf, Wege frei zu halten und verwies darauf, dass die Party ausverkauft sei.
Das ZDF plante aber eine Übertragung. Um Mitternacht sollte es kein Höhenfeuerwerk, sondern eine Lichtshow geben, wie der Veranstalter mitteilte. Auf dem Programm standen Künstler wie Calum Scott, DJ Bobo und die Scorpions.
Vor der Pandemie hatten auf der anderen Seite des Brandenburger Tors - zum Tiergarten hin - bisweilen Hunderttausende gefeiert. Die Feier galt als die größte Silvesterparty Deutschlands.
Der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Visit Berlin, Burkhard Kieker, freute sich dennoch über die Neuauflage. «Ich bin froh, dass diese Bilder wieder um die Welt gehen», sagte er im rbb-Inforadio. «Denn das dürfen wir nicht unterschätzen, welche Wirkung das hat. Das Brandenburger Tor als Bild im Hintergrund, das ist, glaube ich, schon die beste Werbung für unsere Stadt.»
Darüber hinaus gebe es Hunderte oder gar Tausende Veranstaltungen in Clubs, Restaurants und Bars. «Berlin tanzt an Silvester, und das haben wir auch nicht verlernt über die vergangenen zwei, drei Jahre», sagte Kieker. Er schaue auch positiv ins kommende Jahr. Berlin spiele touristisch in der Liga von Paris, London und New York. Neben Niederländern, Dänen oder Italienern seien 2022 besonders viele US-Amerikaner gekommen - auch wegen des für sie günstigen Dollar-Kurses.
Überall in der Stadt wurde bereits am Samstag geböllert - auch wenn dies offiziell erst ab 18.00 Uhr am Silvesterabend erlaubt war. An der Pallasstraße in Schöneberg gab es am Freitagabend bereits den zweiten Abend infolge einen Polizeieinsatz deswegen. Dort sei aus einer Gruppe von etwa 30 Menschen Pyrotechnik auf die Fahrbahn und auch auf Polizeibeamte geworfen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Fünf Beteiligte seien vorübergehend festgenommen worden. Ein Polizist sei leicht verletzt worden, aber im Dienst geblieben.
Rund um die Pallasstraße hat die Polizei eine Verbotszone für Feuerwerk eingerichtet, ebenso wie am Alexanderplatz und rund um das Gefängnis in Alt-Moabit. Außerhalb dieser Orte dürfen Raketen und Böller bis 6.00 Uhr früh an Neujahr legal gezündet werden. Der Verkauf läuft seit Donnerstag. In den beiden vergangenen Jahren wurde wegen der Pandemie kein Feuerwerk verkauft.
Die Berliner Polizei hat zum Jahreswechsel 1100 zusätzliche Kräfte im Dienst. Feuerwehr und Hilfsorganisationen kündigten an, mit mehr als 1400 Menschen im Einsatz zu sein. Landesbranddirektor Karsten Homrighausen erwartete die ereignisreichste Nacht des Jahres. Ab 19.00 Uhr sollte der «Ausnahmezustand Silvester» gelten. Das heißt, dass statt 24 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen 70 tätig sind. Auch das Unfallkrankenhaus Berlin hat nach eigenen Angaben die Operationskapazitäten deutlich verstärkt.