Von einer Krise bei Union Berlin will Trainer Urs Fischer noch nicht sprechen. Doch die Ergebnisse bereiten Sorgen. Das 0:2 gegen die TSG 1899 Hoffenheim war bereits die vierte Pflichtspiel-Niederlage nacheinander. Stressige sieben Tage mit drei Spielen liefern neue Erkenntnisse:
Keine Konstanz: Top-Neuzugänge wie Abwehr-Legende Leonardo Bonucci oder Nationalspieler Robin Gosens verhelfen Union nicht zwangsläufig zu Top-Leistungen. Es mangelt an Konstanz bei den Köpenickern. Bei Real Madrid waren es vor allem gute erste 30 Minuten, gegen Hoffenheim war es eine starke zweite Halbzeit. «Du darfst in der Bundesliga nicht 45 Minuten herschenken», kritisierte Fischer. Gegen Aufsteiger Heidenheim fordert der 57-Jährige am Samstag Qualität über 90 Minuten.
Auch Bonucci macht Fehler: Es gibt keinen Zweifel, dass Bonucci der Star-Neuzugang bei Union Berlin ist. Sich allein auf die Erfahrung und Ruhe des 36-Jährigen zu verlassen, wäre aus Köpenicker Sicht aber fatal. Denn auch der langjährige italienische Nationalspieler ist nicht fehlerfrei, wie er am Samstag ungewollt demonstrierte. Mitte der ersten Halbzeit verschuldete Bonucci einen Elfmeter, indem er Hoffenheims Stürmer Andrej Kramaric zu Boden und Union Berlin in die Krise riss.
Keine Müdigkeit: Den Stresstest aus Königsklasse und Bundesliga haben die Eisernen bestanden. Logischerweise nicht ergebnistechnisch, denn schließlich kassierten die Berliner mit dem 1:2 in Wolfsburg, dem 0:1 in Madrid und dem 0:2 gegen Hoffenheim drei Niederlagen. Die hektische Woche samt der Reisestrapazen wirkte sich aber nicht auf die Fitness der Spieler aus. Gerade in der zweiten Halbzeit gegen Hoffenheim rannten die Profis unermüdlich an. Von Erschöpfung keine Spur. Überhaupt keinen Einfluss habe das Madrid-Spiel gehabt, berichtete Fischer. «Sonst wäre das in der zweiten Halbzeit nicht möglich gewesen».
Fischer kann auch böse: Plötzlich war die Schweizer Gemütlichkeit dahin. «Ich war laut. Die Worte kamen an», berichtete der sonst so ruhige Union-Coach über die Kabinenansprache zur Pause. Und die Enttäuschung saß trotz der Berliner Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit auch auf der anschließenden Pressekonferenz noch tief. «Das war eine Nicht-Leistung. Das geht so nicht», schimpfte Fischer. Vielleicht sind es genau die deutlichen Worte ihres Trainers, die Union jetzt für die Trendwende benötigt.