Am Dienstag waren in der nigerianischen Hauptstadt Abuja 20 Benin-Bronzen an das afrikanische Land zurückgegeben worden. Die in Kolonialzeiten geraubten Kunstwerke gehörten zu Beständen von Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Dresden/Leipzig. Mehr als 1100 der Arbeiten aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin, das heute zu Nigeria gehört, lagerten in rund 20 deutschen Museen. Die Objekte stammen aus britischen Plünderungen im Jahr 1897.
«Im internationalen Vergleich hat Deutschland hier viel erreicht», sagte Parzinger. «Nicht nur in Berlin, auch in Hamburg, Köln, Stuttgart und Leipzig wurde eine ganze Menge geleistet.» Die 514 Benin-Objekte aus dem Bestand der Stiftung seien die bislang weitaus größte Rückübertragung im kolonialen Kontext. «Zudem ist geklärt, welche Leihgaben hier bleiben können und was wir schrittweise zurückgeben. Das hat ein Zeichen gesetzt, das international sehr aufmerksam wahrgenommen wurde.»
Dabei geht es nicht nur um geraubte Objekte. «An Namibia gaben wir auch Objekte zurück, die nicht eindeutig unrechtsbelastet sind, die dort aber eine geschichtliche Lücke füllen», sagte Parzinger. «An Kamerun soll die Ngonnso-Figur restituiert werden, weil diese Gottheit für die Identität dieser Ursprungsgesellschaft von hoher Bedeutung ist.» Objekte aus dem Maji-Maji-Krieg (Aufstand der Bevölkerung gegen die deutsche Kolonialherrschaft von 1905 bis 1907) seien bereits an Tansania übertragen. «Diese sind von enormer Bedeutung für die Erinnerungskultur der Menschen.» Eine Ausstellung solle hier Geschichte des Krieges erzählen, anschließend gehe sie nach Tansania.
«Den Museen in Deutschland und Europa ist bewusst, dass Rückgaben nur ein Aspekt sind», sagte Parzinger. Die intensive Zusammenarbeit im Bereich Kultur und kulturelles Erbe eröffne die Chance, «ein gänzlich neues Verhältnis zum globalen Süden zu entwickeln. Da sehe ich das eigentliche Potenzial.»