An der Spitze des Netzwerkes habe ein 50-jähriger Angeklagter gestanden, heißt es in der Anklage. Der Mann mit deutscher und russischer Staatsangehörigkeit soll 2018 mit Mittätern den Entschluss gefasst haben, ein Unternehmensgeflecht zur Vermittlung von Leiharbeitern umzusetzen. Die angeworbenen Frauen und Männer stammten laut Ermittlungen aus visumspflichtigen Drittstaaten, die über geringe Einkommens- und Bildungsverhältnisse verfügten.
Leiharbeiter sollen unter anderem in der Ukraine, in Kasachstan und
Moldawien angeworben und mit gefälschten EU-Papieren ausgestattet
worden sein. Über gegründete Scheinfirmen in baltischen Staaten seien die Frauen und Männer nach Deutschland an Logistikunternehmen großer Lebensmittel- und Onlinehändler vermittelt worden. Zwischen sechs und 225 Leiharbeiter soll die mutmaßliche Bande pro Monat organisiert haben.
Die in Deutschland illegalen Arbeitskräfte seien aus Angst vor
Abschiebung in ein enges Abhängigkeitsverhältnis gezwungen worden,
heißt es weiter in der Anklage. So seien sie in eigens angemieteten
Unterkünften untergebracht und überwacht worden. Die Frauen und
Männer, die aus armen Verhältnissen stammten, seien von der
mutmaßlichen Bande deutlich unter dem Mindestlohn bezahlt worden.
Im Dezember 2021 war es in dem Fall zu einer bundesweiten Razzia mit mehreren Festnahmen gekommen. Derzeit befinden sich noch zwei der neun Angeklagten in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind bislang 39 weitere Verhandlungstage bis Ende Juli terminiert.