Forscher: Dürreereignisse managen wie Hochwasserlagen

Es ist nicht zu sehen und macht doch den größten Teil der nutzbaren Wasserressourcen aus: das Grundwasser. Wie muss in Zeiten von Extremwetterereignissen mit dem Bodenschatz umgegangen werden?
Als Folge der Klimakrise trocknen ganze Teiche in Brandenburg aus. © Cevin Dettlaff/dpa/Archivbild

Zur Vorbeugung von Wasserknappheit und Dürre in Regionen Deutschlands wie der Lausitz muss nach Ansicht eines Forschers das Wassermanagement deutlich verbessert werden. Dazu gehöre auch eine bessere Datenlage, sagt Forscher Andreas Marx, Leiter des Deutschen Dürremonitors am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ), der Deutschen Presse-Agentur. So gibt es ihm zufolge beispielsweise unvollständige Zahlen in Deutschland, wie viel Wasser aus Grundwasser gepumpt wird. «Gerade in Zeiten des Klimawandels und der Zunahme von Extremereignissen ist die Bereitstellung robuster Wasserhaushaltsinformationen extrem wichtig.»

So könne auf Krisen wie Dürreperioden reagiert, aber auch Vorsorge getroffen werden. Den privaten Wasserverbrauch einzuschränken hält der Forscher für zu kurz gegriffen. Grundwasserdaten an Messstellen könnten genutzt werden. Bei Pegelunterschreitung müssten die Behörden reagieren. «Dürreereignisse managen wie Hochwasserereignisse», fordert er.

Ein Streit zwischen Umweltschützern und Tagebaubetreiber Leag über die Datenlage zum Umgang mit dem «Bodenschatz» Grundwasser ist bei dem Thema seit Jahren ein Spannungsfeld in der Lausitz. Wasser ist in der Laufzeit eines Tagebaus ein wichtiger Faktor. Der Betreiber muss das Grundwasser absenken, damit die Grube nicht vollläuft.

Das störe den Wasserhaushalt der Region massiv, sagt René Schuster von der Grünen Liga. Er wirft dem Energieunternehmen Beschönigung von Prognosen vor und kritisiert Leag-Pläne, im Tagebau Jänschwalde noch über weitere 20 Jahre Grundwasser abzupumpen. Der Plan der Leag gehe nur auf, wenn es bis 2100 keine Dürreperioden und keine steigende Verdunstung gibt.

Für Wissenschaftler Andreas Marx sind sowohl von der Leag vorgelegte Prognosen als auch die der Umweltschützer zur Grundwasserhebung nur bedingt geeignet. Beide Annahmen seien wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. «Die Leag rechnet bei der Neubildung von Grundwasser mit einer Konstante, ohne jährliche Variabilität», stellt er fest. Temporäre Extremereignisse wie Dürren könnten immer wieder auftreten, auch über einige Jahre. Das habe die Leag nicht berechnet. Aber auch die Annahmen der Umweltschützer zweifelt der Forscher an, die seiner Ansicht nach existierende Datengrundlagen nicht berücksichtigten.

Für den Forscher am Helmholtz-Zentrum ist die entscheidende Frage: Werden mehrjährige Dürren in Zukunft maßgeblich Probleme darstellen oder nicht? Das Gute sei, dass solche Extremwetterereignisse wieder vorbeigingen. Allerdings spiele die Wahrnehmung eine Rolle. «Dürreereignisse bleiben über lange Zeit. Deshalb sagen viele, das sei der neue Normalzustand. In wissenschaftlichen Daten gibt es keine Hinweise, dass das so ist.»

Ihm zufolge wird laut Prognosen langjährig der Wasserhaushalt ähnlich sein wie heute. «Es wird mehr regnen und gleichzeitig wird mehr Wasser verdunsten. Auf das Jahr gesehen werden die Veränderungen gering sein», schätzt der Forscher ein. Dazu seien für Deutschland 88 verschiedene Klimamodelle ausgewertet worden. In Zukunft steige bei steigender Erwärmung der Jahresniederschlag gleich an, vor allem im Winter. «Die Grundwasserneubildung wird erwartbar steigen.»

Perspektivisch müsse man sich trotzdem auf weitere Dürreereignisse einstellen, sagt Marx. Unter Klimawandel änderten sich Extreme anders als mittlere Zustände. Entspanntere Zeiten böten gute Gelegenheit, Regularien aufzustellen, um bei temporären regionalen Wasserkonflikten reagieren zu können - etwa bei der Vergabe von Wasserrechten für Unternehmen.

© dpa
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