Nach dem großen Waldbrand bei Jüterbog Anfang Juni hat die Wildnisstiftung als Eigentümerin neues Leben auf der verbrannten Fläche ausgemacht. Stiftungsranger Andreas Hauffe berichtete am Dienstag, er habe in der Brandfläche eine Wiedehopfröhre kontrolliert und einen brütenden Vogel entdeckt. Auch erste Birken und Espen würden wieder austreiben. Die Naturlandschaft werde sich mit ausreichend Zeit regenerieren.
Der Waldbrand hatte viele Tage lang gelodert. Eine Fläche von insgesamt über 700 Hektar auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz war betroffen. Alte Munition hatte die Brandbekämpfung erschwert, weil Einsatzkräfte wegen der Explosionsgefahr nicht an die Brandherde herankamen. Wind hatte das Feuer immer wieder angefacht. Hubschrauber unterstützten deshalb aus der Luft die Löscharbeiten
Die Wildnisstiftung verwies auch auf das Waldforschungsprojekt «Pyrophob», das sie mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und weiteren Forschungspartnern in dem Gebiet umsetzt. Das Untersuchungsgebiet im Süden Brandenburgs besteht aus zwei großen Flächen: Kiefernforsten östlich von Treuenbrietzen und nördlich von Jüterbog. Insgesamt haben sie eine Größe von etwa 65 Hektar.
Erprobt werden in dem Projekt unterschiedliche Methoden. Auf einigen Flächen wurden verbrannte Bäume entfernt, der Boden gepflügt und junge Bäume gepflanzt. Auf anderen wurden Baumsamen verstreut. Manche Flächen wurden sich selbst überlassen und regenerieren sich unbeeinflusst von menschlichen Eingriffen.
«Die Natur auf Waldbrandflächen erholt sich schneller, als wir denken», erklärte Stiftungs-Geschäftsführer Andreas Meißner. «Bei unserem Verbundprojekt Pyrophob sehen wir immer wieder, dass beispielsweise Totholz unbedingt im Wald belassen werden muss, damit sich die Fläche schnellstmöglich erholt.» Vielen sei nicht bewusst, dass der ehemalige Truppenübungsplatz auch ein Naturschutz- und Wildnisgebiet sei und als natürlicher Lebensraum bedeutend.
Ein Problem bleibt in Brandenburg die Kampfmittelbelastung von Flächen. Das Land hat den größten Anteil an munitionsbelasteten Gebieten in Deutschland. Es gibt Konversionsflächen - Gebiete, die vom Abzug der russischen Truppen belastet sind - sowie einst militärisch genutzte Flächen. Auf 350.000 Hektar werden immer noch Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet.
Der einstige Truppenübungplatz bei Jüterbog wurde von 1864 bis in die 1990er Jahre hinein militärisch genutzt. Dort lagert nach Angaben des Kampfmittelbeseitigungsdienstes noch immer Munition aller Art. Blindgänger blieben liegen, alte Kampfmittel bildeten mittlerweile eine dicke Schicht im Erdboden. In den vergangenen Jahrzehnten verrotteten sie und wurden damit unberechenbar.
Die Wildnisstiftung besitzt und verwaltet auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen Jüterbog, Heidehof, Lieberose und Tangersdorf Flächen im Umfang von rund 13.700 Hektar.
Die Stiftung hat nach eigenen Angaben von 2000 bis 2022 bereits etwa 1,8 Millionen Euro für die Beräumung von Kampfmitteln aufgewendet, rund 1,5 Millionen Euro davon waren demnach Eigenmittel. «Für eine Entmunitionierung der sehr großen Gesamtfläche würden Kosten im dreistelligen Millionenbereich anfallen, des Weiteren stehen schlichtweg nicht genügend Kampfmittelräumer oder Siebanlagen zur Verfügung», beschrieb der Stiftungs-Geschäftsführer die Probleme.
Die Waldbrandgefahr in Brandenburg ist indes weiter nicht gebannt. Immer wieder brachen in den vergangenen Tagen kleinere Brände aus, darunter am Dienstag in Senftenberg im Kreis Oberspreewald-Lausitz. Nach Angaben des Waldbrandschutzbeauftragten des Landes, Raimund Engel, loderten in ganz Brandenburg seit Beginn der Waldbrandsaison im März 159 Feuer. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es in diesem Zeitraum bereits 245 Brände.