Die Zahl der armutsgefährdeten Kinder und Jugendlichen in Brandenburg hat wie bundesweit in den vergangenen drei Jahren deutlich zugenommen. Dies geht aus einer Auswertung des Statistischen Bundesamts im Auftrag der Linksfraktion im Bundestag hervor. Demnach waren im vergangenen Jahr rund 72.000 Brandenburger unter 18 Jahren von Armut bedroht, mit einem Anteil von 17,2 Prozent also etwa jeder sechste junge Brandenburger. Im Jahr 2021 waren in Brandenburg gut 70.000 und im Jahr 2020 rund 66.000 Kinder und Jugendliche von Armut bedroht. Auch bundesweit stieg die Zahl armutsgefährdeter Kinder und Jugendlicher von 2,78 Millionen im Jahr 2020 auf 3,08 Millionen im vergangenen Jahr.
«Rund 6000 Kinder und Jugendliche sind seit 2020 in unserem Land zusätzlich in die Armutsgefahr gerutscht», kritisierte die Brandenburger Linke-Landesvorsitzende Katharina Slanina. Daher müsse die von der Bundesregierung versprochene Kindergrundsicherung schnell kommen. «Dafür braucht es auch Druck von der Landesregierung auf den Bund», meinte sie. «Die Bundesfamilienministerin muss endlich konkret werden und Beträge nennen.»
Auch der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderschutzbundes, Daniel Grein, unterstrich die Notwendigkeit der Kindergrundsicherung. «Während in Berlin die Bundesregierung immer noch über die Umsetzung streitet, steht in vielen Familien der Sommer bevor: Mit immer mehr Kindern, für die nicht mal ein Urlaub an der Müritz drin ist», sagte Grein der Deutschen Presse-Agentur. «Mit Familien, in denen schon lange für eine Schultüte zur Einschulung gespart wird. Mit Eltern, die trotz Erwerbsarbeit ihren Kindern keinen Musikunterricht finanzieren können. Sie alle warten auf die Kindergrundsicherung.»
Die Kindergrundsicherung soll Leistungen für Kinder wie unter anderem das Kindergeld, den Regelsatz für Kinder im Bürgergeld und den Kinderzuschlag bündeln. Familienministerin Lisa Paus (Grüne) hatte bisher Kosten von zwölf Milliarden Euro veranschlagt, dafür sah Finanzminister Christian Lindner (FDP) aber kaum Spielraum im Haushalt. Paus sagte am Montag in Potsdam, sie rechne bis zur Sommerpause mit einer Einigung innerhalb der Koalition.