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Landesinnenminister verteidigt Löwensuche

Die Suche nach einer vermeintlich freilaufenden Löwin südlich von Berlin löst eine Debatte über Kosten und Umfang des Einsatzes aus. Brandenburgs Innenminister hat eine klare Position dazu. Noch immer werden Haar- und Kotproben des gesuchten Tieres ausgewertet.
Löwen-Alarm in Berlin und Brandenburg
Der Gemeindejäger und Polizisten laufen im Bereich der südlichen Landesgrenze von Berlin. © Fabian Sommer/dpa

Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) hat den Großeinsatz der Polizei bei der Suche nach einer mutmaßlichen Löwin in Kleinmachnow südlich von Berlin verteidigt. «Die Sicherheit der Bevölkerung hat oberste Priorität», sagte Stübgen der Deutschen Presse-Agentur. «Nach den ersten Hinweisen konnte nicht ausgeschlossen werden, dass wir es mit einem Raubtier zu tun haben - und es wäre auch nicht das erste gefährliche Tier gewesen, das in unserer Region ausgerissen ist.» Die Maßnahmen seien daher «absolut angemessen» gewesen.

Die Suche war am Donnerstag nach dem Video eines Zeugen begonnen worden, auf dem nach erster Einschätzung der Polizei eine Löwin zu sehen war. Am Freitagmittag wurde der Einsatz abgebrochen, nachdem Experten nach Analysen des Videos erklärt hatten, dass es sich höchstwahrscheinlich nicht um eine Löwin, sondern um ein Wildschwein gehandelt habe. Nach Angaben des Bürgermeisters Michael Grubert (SPD) und der Polizei fanden sich keine Hinweise auf eine Löwin. Die Behörden sahen keine akute Gefahr mehr und hoben eine Warnung auf.

Analysen von Spuren, die bei dem Sucheinsatz gefunden wurden, sollten weitere Klarheit bringen. Doch Ergebnisse gab es am Wochenende nicht: «Die Laboranalyse der an der ersten Sichtungsstelle gesicherten Haar- und Kotproben ist leider noch nicht abgeschlossen, wie am heutigen Vormittag vom zuständigen Veterinäramt zu erfahren war», teilte Stadtsprecherin Martina Bellack am Samstag mit. «Ergebnisse sind leider erst am Montag zu erwarten.»

Unterdessen zweifelte die Potsdamer Tierärztin Michaela Ebeling an der Einschätzung von Experten zum gesichteten Tier. «Wenn man das Video, wie die Behörden, als echt einstuft, sieht man: Das Tier darin hat einen kurzen runden Kopf und runde Ohren - wie der Kopf einer Raubkatze», sagte Ebeling der «Märkischen Allgemeinen». «Wildschweine haben einen langen Kopf mit kurzen spitzen Ohren. Das wäre schon ein sehr mutiertes Wildschwein.» Nach Einschätzung von Ebeling werden erst die nächsten Tage Klarheit bringen.

Aussagen zu den Kosten könnten vor einer Auswertung des Großeinsatzes nicht gemacht werden, teilte der Sprecher des Innenministeriums, Martin Burmeister, mit. Der Vize-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Heiko Teggatz, hatte in der «Bild»-Zeitung die Kosten kritisiert. «Bei diesem Einsatz handelt es sich zweifelsfrei um die teuerste Safari, die es in Deutschlands Wäldern je gegeben hat», sagte er der Zeitung. Ein solcher Einsatz mit Hubschraubern, Drohnen und mehreren Hundert Einsatzkräften koste den Steuerzahler schnell mehrere 100.000 Euro.

Die Polizei blieb am Wochenende in Kleinmachnow mit mehr Beamten präsent - «um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken», wie ein Polizeisprecher sagte. Zuvor hatte es im Raum Kleinmachnow in Brandenburg und im Süden Berlins gesucht.

Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ein Wildtier in der Region flieht: So war im Juli 2016 ein Löwenpaar durch eine offene Gehegetür im Wildpark Johannismühle (Brandenburg) entkommen. Es erkundete aber nur den umzäunten Außenbereich. Nach zwei Stunden konnte eine Tierärztin mit einem Betäubungsgewehr den Ausflug beenden. Im März 2011 attackierte in Neuruppin eine Zirkus-Löwin bei einer Vorstellung den Zirkusdirektor vor den Augen des Publikums und floh. Polizeibeamte erschossen sie nach einer halben Stunde in einer Gartenkolonie nahe einem Wohngebiet. Und im Oktober 2002 entkam die Tigerdame «Dava» bei einem Gastspiel eines Zirkus in Potsdam aus ihrem Käfig und streifte durch den Stadtteil Babelsberg. Im Babelsberger Park konnte ein Veterinär die Tigerdame mit einem Pfeil aus einem Blasrohr betäuben und einfangen.

In ausländischen Zeitungen sorgte die abgeblasene Löwenjagd für spöttische Kommentare: «Bedröppelt blasen die Deutschen die Jagd auf die Bestie von Berlin ab, nachdem sie zugegeben haben, dass es sich NICHT um eine Löwin handelt», schrieb die «Daily Mail». Die französische «Libération» bemerkte mit einem Augenzwinkern: ««Die Bürger von Kleinmachnow können ihre Dackel wieder hervorholen. Es besteht keine Gefahr mehr, dass die Löwin, die von Donnerstag bis Freitag 30 Stunden lang von über 300 Polizisten gesucht wurde, ihr Haustier frisst.» Und die NBC News in den USA brachten die überraschende Wende bei der Raubtierjagd auf den Punkt: «Eine großangelegte Polizeiaktion zur Suche nach einem entlaufenen Löwen nahe Berlin - an der Wärmebildkameras, Hubschrauber, Tierärzte und schwer bewaffnete Jäger beteiligt waren - ist am Freitag auf ein Problem gestoßen: Es gibt gar keinen Löwen.»

© dpa
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