Die Meldezahlen sind nur ein Ausschnitt der tatsächlichen Lage: Die Zahl der Infektionen während einer Grippewelle wird nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) auf 5 bis 20 Prozent der Bevölkerung geschätzt, was in Deutschland etwa 4 bis 16 Millionen Menschen entspreche. Nicht jeder Infizierte erkranke.
Am Mittwochabend war bekannt geworden, dass die Grippewelle in Deutschland nach RKI-Definition deutlich früher als gewöhnlich begonnen hat. Der Start wurde auf die Woche bis 30. Oktober datiert. In den Jahren vor Corona begann die Welle laut RKI meist erst im Januar. In den vergangenen beiden Saisons veränderten die Pandemie und die dagegen getroffenen Maßnahmen den typischen Verlauf jedoch stark: 2020/21 fiel die Grippewelle weltweit aus. Und auch 2021/22 kam es in Deutschland nicht zu einer Welle in gekanntem Maßstab.
Maßgeblich für die Einschätzung, dass die Welle begonnen hat, sind Ergebnisse aus einem Überwachungssystem, bei dem Proben von Menschen mit akuten Atemwegserkrankungen untersucht werden. Routinemäßig wird dabei nach verschiedenen Erregern geschaut, etwa Rhinoviren, Sars-CoV-2 und Influenza. Das RKI verzeichnet aber auch insgesamt deutlich mehr Meldungen aus den Bundesländern über Grippeerkrankungen als sonst zu dieser Jahreszeit. Wahrscheinlich beruhe dies unter anderem auch auf der Empfehlung seit der Corona-Pandemie, dass bei Atemwegssymptomen auch auf Influenzaviren getestet werden sollte.
Eine Grippeschutzimpfung wird in Deutschland unter anderem Menschen ab 60, Schwangeren, chronisch Kranken, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen und Menschen mit erhöhtem beruflichem Risiko empfohlen.