Das vergangene Jahr sei in Sachen Industriepolitik schwierig gewesen. «Wir hatten leider nur einen Steuerungskreis Industriepolitik im letzten Jahr. Unter Michael Müller (SPD) hatten wir solche Treffen im Schnitt drei bis vier Mal jährlich», sagte Otto. «Im letzten Jahr sind wir da nicht vorangekommen.»
Vor allem in der Digitalwirtschaft würden die Potenziale der Hauptstadt derzeit nicht ausgeschöpft. «Wenn sie in Berlin eins haben, dann ist das doch die Anziehungskraft für junge Leute. Wir kriegen doch die Leute, die keine andere Metropole mehr anziehen kann», sagte Otto. Zudem störe ihn die Diskussion über fehlende Flächen in Berlin etwa zur Ansiedlung von Unternehmen sehr. «Wer sagt, Berlin hat keine Flächen, der fährt halt einfach nicht in den Osten, der bewegt sich offenbar nur im Prenzlauer Berg.»
Die Politik habe sich in den vergangenen Monaten sehr auf die großen Krisen konzentriert. «Dabei wurde oft vergessen, dass es Veränderungen gibt, die längst im Gange sind. Die ganzen Diskussionen, die wir haben: Transformation der Industrie, die Flächendebatte, der Fachkräftemangel - das hat die Politik in der letzten Zeit ein bisschen außen vorgelassen.»
Otto ist seit September 2020 Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. Zuvor war der 42-Jährige gut fünf Jahre in dieser Position in Ostsachsen aktiv.
In Berlin konnte die Gewerkschaft ihre Mitgliederzahl zuletzt leicht erhöhen. Ende 2022 hatte die IG Metall Berlin rund 23 400 betriebliche Mitglieder - im Vergleich zu 21.500 im Jahr 2012.