Dorgerloh: Rekonstruktion nicht zu Ende gedacht

Die Diskussion um religiöse Symbole am Berliner Humboldt Forum hängt aus Sicht von Generalintendant Hartmut Dorgerloh mit der Geschichte von Deutschlands wichtigstem Kulturprojekt zusammen. «Man hatte sich für eine Eins-zu-eins-Rekonstruktion der Fassaden und der Kuppel entschieden», sagte Dorgerloh der Deutschen Presse-Agentur in Berlin, «das ist dann eben eine der Konsequenzen, die man möglicherweise nicht zu Ende gedacht hat.»
Hartmut Dorgerloh, Generalintendant und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Humboldt Forum. © Kay Nietfeld/dpa/Archivbild

Die rund 40.000 Quadratmeter des 680 Millionen Euro teuren Baus entstanden auf dem Gelände des Palastes der Republik der DDR. Hinter der umstrittenen Schlossfassade teilen sich das Humboldt Forum: zwei Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Land Berlin, die Humboldt-Universität und die Stiftung Humboldt Forum. Gezeigt werden etwa Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins.

«Der Bau ist und bleibt ein Thema unserer Programmarbeit. Die Geschichte des Ortes, die Genese der Rekonstruktion wird uns immer beschäftigen», sagte Dorgerloh. «Das Humboldt Forum ist ein Anlass für Erzählungen über den Umgang mit Geschichte genauso wie über den Umgang mit religiösen Symbolen. Die Rekonstruktion der historischen Kuppelinschrift hat keine programmatische Bedeutung für das Haus, es ist ein bauhistorisches Zitat.» Die Kombination von Bibelsprüchen fordert die Unterwerfung aller Menschen unter das Christentum.

Die Inschrift soll nun ein temporäres Kunstwerk überspielen. «Die Idee dieses Kunstprojektes ist, dass man nachts, wenn die rekonstruierte Inschrift nicht lesbar ist, an dieser Stelle einen anderen Text lesen kann. Also etwas was man nur bei Dunkelheit lesen kann», schilderte Dorgerloh. «Tagsüber wird man weiterhin die rekonstruierte Inschrift sehen können.» Derzeit werde die Realisierbarkeit geprüft. «Dann werden wir klären, welche Texte da draufkommen.»

Dorgerloh sieht eine Zäsur in der Zusammenarbeit mit dem privaten Förderverein. «Aus unserer Sicht ist die Tätigkeit des Fördervereins erfolgreich abgeschlossen», sagte er. «Das Hauptziel der Arbeit des Fördervereins war, Spenden zu sammeln für die Rekonstruktion der Fassade, um diesen Architekturentwurf realisieren zu können.»

Nach umstrittenen Spenden wurde die Richtlinie präzisiert. «Wir verstehen uns als ein Ort frei von Rassismus, frei von Diskriminierung, frei von Antisemitismus. Solche Einstellungen haben im Humboldt Forum keinen Platz. Bei aller Akzeptanz für Vielfalt und Meinungsfreiheit sind das die Grenzen, die wir klar ziehen.» Anonyme Spenden, deren Herkunft unbekannt sei, «wollen und dürfen wir nicht mehr annehmen».

© dpa
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