An zahlreichen Berliner Schulen ist am Donnerstag erneut Unterricht ausgefallen. Grund war der Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) aufgerufen hatte. Zum Ende der dreitägigen Protestaktion wiederholten die Gewerkschafter ihre Forderung nach kleineren Klassen und nach einem besseren Personalschlüssel für Schulsozialarbeit und Schulpsychologie.
«Die Streikenden wollen eine verlässliche Perspektive für Entlastung, zum Beispiel mit einem Stufenplan zur schrittweisen Verkleinerung der Klassen und weiteren, sofort wirksamen Entlastungsmaßnahmen», sagte GEW-Vorstandsmitglied Anne Albers am Donnerstag.
Die GEW will ihre Ziele in einem Tarifvertrag festlegen. Der Berliner Senat hat die Forderung nach kleineren Klassen allerdings mit dem Hinweis auf den akuten Lehrkräftemangel zurückgewiesen. Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hat außerdem geltend gemacht, Berlin könne ohne Zustimmung der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) keine Tarifverhandlungen aufnehmen. Die TdL, der alle deutschen Bundesländer außer Hessen angehören, lehnt solche Verhandlungen ab.
«Das Argument Lehrkräftemangel ist vorgeschoben. Niemand erwartet, dass der Senat morgen Hunderte Lehrkräfte für kleinere Klassen herbeizaubert», sagte Albers. «Aber etwas Personalplanung wird doch möglich sein.» Die streikenden Kolleginnen und Kollegen und die solidarischen Eltern hätten längst durchschaut, dass sich der Senat hinter den Scheinargumenten TdL und Lehrkräftemangel verstecken wolle.
Ein Teil der Streikteilnehmer diskutierte im Amphitheater im Mauerpark über mögliche nächste Schritte. «Was müssen wir noch tun, damit der Senat Verhandlungen mit uns aufnimmt? Müssen wir das nächste Mal eine ganze Woche streiken?», sagte Thomas Weiske, Lehrer am Oberstufenzentrum Knobelsdorff in Spandau. «Wir werden nicht nachlassen und wenn nötig weiter streiken - bis der Finanzsenator mit uns Verhandlungen zum Tarifvertrag Gesundheitsschutz aufnimmt.»
Die GEW verfolgt das Ziel eines Tarifvertrags, in dem die Klassengröße an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen festgeschrieben werden soll, bereits seit Sommer 2021. Seitdem ruft die GEW immer wieder zu Warnstreiks auf.